Inkontinenz

Bei Patienten mit Neoblase häufiger als angenommen

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FRANKFURT / MAIN. Nach einer Blasenkrebs-Operation kann die Anlage einer Neoblase die Lebensqualität der Patienten erhöhen. Allerdings tritt danach weitaus öfter eine Harninkontinenz auf als bisher dokumentiert, teilt die Deutsche Kontinenz Gesellschaft mit. "Die Ärzte müssen dieses Problem deutlich vor Augen haben und mit den Betroffenen darüber sprechen", wird Dr. Markus Tobias Grabbert vom Klinikum der Uni München zitiert.

Grabbert hat die Daten von 1085 Patienten – vor und nach der Operation – über elf Jahre hinweg ausgewertet. Ergebnis: Es gibt keine Einzelfaktoren wie Alter oder Gewicht, die bei männlichen Patienten mit Neoblase zu einer höheren Wahrscheinlichkeit von Inkontinenz führen. Aber: Bisher gelten offiziell zehn Prozent tagsüber als inkontinent, ein Drittel der Betroffenen haben nachts Probleme. Grabbert: "Wir konnten zeigen, dass bei 39 Prozent der Patienten mit Neoblase am Tag ein unwillkürlicher Urinverlust auftritt und 58 Prozent in der Nacht."

"Den Krebs zu besiegen ist das primäre und wichtigste Ziel. Das wird von Ärzten auch gewissenhaft kontrolliert", so Dr. Ricarda Bauer, Tagungspräsidentin des Jahreskongresses der Deutschen Kontinenz Gesellschaft 2015 in der Mitteilung.

"Die hier gezeigten postoperativen Inkontinenz-Zahlen zeigen aber deutlich – da erstmals aktuelle und strenge Kriterien für postoperative Kontinenz angewendet wurden - wie wichtig es ist, dass sich der behandelnde Arzt auch mit dem funktionellen Ergebnis auseinandersetzt, gezielt nach möglicher Inkontinenz und Erektionsstörungen fragt und Hilfe anbietet."Für seine Arbeit erhielt Grabbert den wissenschaftlichen Nachwuchspreis 2016 der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. Grabbert teilt sich die Auszeichnung mit Dr. Tanja Hüsch von der Universitätsmedizin der JGU Mainz.

Dank ihrer Arbeit können Schweregrade von neurologischen Blasenfunktionsstörungen unterteilt werden. Dafür untersuchte sie mithilfe des Eiswassertests die weltweit größte Kohorte von MS-Patienten, heißt es in der Mitteilung der Gesellschaft. Erstmalig konnte so eine Schweregradeinteilung erfolgreich vorgenommen werden. Das heißt weiterführend, dass therapeutische Maßnahmen wie Botulinumtoxin-Injektionen erstmalig objektiviert werden können und den Patienten zukünftig konkrete Prognosen gestellt werden können.Der Nachwuchspreis wurde beim Jahreskongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft in Baden-Baden vergeben. Er ist mit 1500 Euro dotiert und soll Anreize zur wissenschaftlichen Tätigkeit bieten. Der Nachwuchspreis 2016 wurde vom Unternehmen Medtronic unterstützt. (eb)

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