Kongress der EULAR

COVID-19: Rheumakranke nicht verstärkt gefährdet

Europäische Rheumatologen beruhigen ihre Patienten und warnen eindringlich vor dem Absetzen von Antirheumatika.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Eine Rheuma-Patientin wird beraten. Auch Fragen zur Therapie müssen in Zeiten von Corona angesprochen werden (Symbolbild mit Fotomodellen).

Eine Rheuma-Patientin wird beraten. Auch Fragen zur Therapie müssen in Zeiten von Corona angesprochen werden (Symbolbild mit Fotomodellen).

© RFBSIP / stock.adobe.com

Berlin. Die European League against Rheumatism (EULAR) hat Empfehlungen für die Behandlung von Menschen mit rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie veröffentlicht. Es handelt sich nach Angaben von Professor Hendrik Schulze-Koops von der LMU München um ein Konsensuspapier von über 20 Experten aus sieben Ländern, einschließlich Patientenvertretern.

Daten auch aus deutschem Register

Eingeflossen sind Erkenntnisse aus einem EULAR-Register, in dem COVID-19-Patienten mit Rheuma erfasst werden sowie unter anderem auch aus dem deutschen Register „covid19-rheuma“. Demnach erkranken Rheumapatienten nach bisherigem Kenntnisstand nicht häufiger schwer an COVID-19 als Menschen ohne rheumatische Erkrankung.

Es bestehe offenbar kein erhöhtes Infektionsrisiko, solange Rheumapatienten sich konsequent an die Hygiene- und Abstandsregeln hielten, sagte Schulze-Koops. „Das machen unsere Patienten übrigens sehr gut“, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) mit Verweis auf Erhebungen in Deutschland. Ebenso wenig unterscheide sich die COVID-19-Symptomatik von der von Patienten ohne rheumatische Erkrankung. Allenfalls Fieber scheint etwas häufiger aufzutreten.

Bei COVID-19-Patienten Therapie abstimmen!

„Die Patienten sollten, wenn sie keinerlei Symptome einer Virusinfektion haben, auf gar keinen Fall ihre Rheumamedikation absetzen“, betonte Schulze-Koops bei einer Web-Pressekonferenz im Vorfeld des kommende Woche online stattfindenden EULAR-Kongresses. Denn dies könnte zu einer Reaktivierung der Grunderkrankung führen und damit zur Notwendigkeit einer Krankenhausaufnahme sowie womöglich einer höherdosierten immunsuppressiven Therapie, etwa mit Glukokortikoiden. Dies würde wiederum das Infektionsrisiko erhöhen.

Bestehende Glukokortikoid-Dauertherapien mit bis zu 5 mg Prednisolonäquivalent täglich sollten weitergeführt werden. Erst wenn ein Rheumapatient COVID-19-Symptome entwickle, sollten Rheumatologen sich mit in die COVID-19-Behandlung involvierten Ärzten abstimmen, ob und wie die rheumatologische Medikation gegebenenfalls pausiert werden müsse, erläuterte Schulze-Koops. „Die Angst vor dem Virus darf nicht dazu führen, dass die immunmodulierenden Therapien abgesetzt werden“, betonte er.

Empfehlungen werden regelmäßig aktualisiert

Die in Kürze auf der EULAR-Homepage veröffentlichten Empfehlungen sollen regelmäßig aktualisiert werden, um neue wissenschaftliche Daten zu COVID-19 einbeziehen zu können. Die DGRh hat ebenfalls bereits Empfehlungen für Ärzte und für Patienten auf ihrer Homepage veröffentlicht, die sich nach Angaben von Schulze-Koops im Grundsatz nicht von den europäischen Empfehlungen unterscheiden.

Empfehlungen auf: www.dgrh.de; www.eular.org

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