US-Registerstudie

Dem neuen Kniegelenk folgen oft die Pfunde

Bei Patienten mit Kniegelenkersatz ist das Risiko deutlich erhöht, nach der Operation an Gewicht zuzulegen. Dies trifft besonders auf Jüngere und auf Patienten zu, die vor dem Eingriff viele Kilos verloren haben.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Künstliches Kniegelenk. Nach einer Operation sollten Übergewichtige und Adipöse eigentlich abnehmen, um die Schmerzen zu verringern und die Mobilität zu erhöhen. Doch vielen gelingt die Gewichtsreduktion nicht.

Künstliches Kniegelenk. Nach einer Operation sollten Übergewichtige und Adipöse eigentlich abnehmen, um die Schmerzen zu verringern und die Mobilität zu erhöhen. Doch vielen gelingt die Gewichtsreduktion nicht.

© Klaro

RICHMOND / USA. Eigentlich sollten Übergewichtige und Adipöse nach einer Kniearthroplastik abnehmen: Sie haben weniger Schmerzen und können sich besser bewegen. Aber die Ergebnisse bisheriger Studien sind nicht so eindeutig.

US-Orthopäden haben daher ihr nationales Register zu Kniegelenkersatz-Operationen ausgewertet und zum Vergleich die medizinischen Befunde von Teilnehmern des Rochester Epidemiology Project (REP) aus der gleichen Region ohne einen solchen Eingriff, aber mit Daten zum Gewicht gewählt (Arthritis Care & Research 2013: 65: 669-677).

Für die statistische Auswertung reichten die Angaben von 237 Personen des REP-Registers sowie von 917 Patienten, bei denen insgesamt 1113 Kniearthroplastiken vorgenommen worden waren.

Zur Verfügung standen jährlich erhobene Gewichtsdaten - erstmals überhaupt - über einen Zeitraum von insgesamt fünf Jahren.

Sie stammten in der REP-Gruppe im ersten Jahr von 185 Teilnehmern, im fünften Jahr von 132 Teilnehmern. In der Gruppe mit Operation waren das im ersten Jahr 628 Patienten, im fünften Jahr noch 590 Patienten.

Wahrscheinlichkeit für Übergewicht nach Op steigt

Fast jeder dritte Patient, nämlich 30 Prozent, nahm innerhalb der fünf Jahre im Vergleich zu Studienbeginn, als die Operation erfolgte, um mehr als 5 Prozent an Gewicht zu. Die Gewichtzunahme um mindestens 5 Prozent wurde vor Studienbeginn als klinisch bedeutsam definiert.

Legten die Patienten weniger an Pfunden zu, wurde das so gewertet, als sei das Gewicht unverändert geblieben. In der Vergleichsgruppe wurde eine Gewichtszunahme um mindestens 5 Prozent nur bei 19,7 Prozent der Teilnehmer gemessen.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe entspricht der Unterschied in der Wahrscheinlichkeit für die Gewichtszunahme einer Odds Ratio (OR) von 1,6 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,2 und 2,2).

Die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht und Adipositas ist also nach der Op um mehr als das Anderthalbfache höher.

Mussten sich die Patienten mindestens einer weiteren Arthroplastik unterziehen, erhöhte sich - über alle Patienten betrachtet - das Risiko für eine Gewichtszunahme mit einer OR von 2,1 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,4 und 3,1) weiter.

Statistische Signifikanz erreichten diese Werte vor allem bei Patienten zwischen 60 und 69 Jahren (OR = 1,7; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,2 und 2,3) und solchen, die jünger als 60 Jahre waren (OR = 2,7; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,8 und 3,9).

Das ist deshalb bedeutsam, weil es auch international den Trend gibt, dass immer mehr jüngere Patienten einen Kniegelenkersatz erhalten.

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