DEGAM-Kongress

Der Krebs ist weg, doch die Angst bleibt

Bessere Therapien führen zu einer höheren Quote an Langzeitüberlebenden einer Krebserkrankung, aber die Prävalenz der Progredienzangst, der Angst vor dem Wiederauftreten des Krebses, steigt damit auch, wie Daten nahelegen.

Marc KehrmannVon Marc Kehrmann Veröffentlicht:
Die Angst von Langzeitüberlebenden, dass der Krebs zurückkommt, betrifft in der hausärztlichen Versorgung insbesondere junge Frauen. (Symbolbild)

Die Angst von Langzeitüberlebenden, dass der Krebs zurückkommt, betrifft in der hausärztlichen Versorgung insbesondere junge Frauen. (Symbolbild)

© Родион Бондаренко / stock.adobe.com

Hannover. Knapp 25 Prozent aller Langzeitüberlebenden einer Krebserkrankung (LÜK) in Hausarztpraxen sind von erhöhter Progredienzangst (PA) – also der Angst vor dem Progress/Wiederauftreten der Krebserkrankung – betroffen. Dies ist das Ergebnis einer Fragebogenerhebung von Astrid Klein und ihrem Team der Technischen Universität Dresden, die die Daten beim 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in Hannover vorgestellt hat.

Um die Prävalenz von PA und deren Prädiktoren im allgemeinmedizinischen Setting zu bestimmen, erfolgte im Zeitraum von Januar bis Juni 2024 eine anonyme Fragebogenerhebung von Langzeitüberlebenden nach Krebs (LÜK). Das sind Patienten und Patientinnen, die mindestens 18 Jahre alt sind, bei denen die Erstdiagnose mindestens fünf Jahre zurückliegt.

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Die LÜK wurden anonym zu ihren soziodemografischen Daten, zur eigenen Wahrnehmung als Krebspatient (‚Ja‘/‚Nein‘) sowie mittels dem validierte Fragebogen PA-F/KF (zwölf Items, fünfstufige Skala, ‚nie‘ bis ‚sehr oft‘) zur PA befragt.

Es wurden 209 Fragebögen analysiert. 57,8 Prozent (n = 118) der Befragten waren weiblich und das mittlere Alter lag bei 72 Jahren. Die Erstdiagnose lag im Mittel 14,3 Jahre zurück.

Junge Frauen am häufigsten betroffen

37,1 Prozent der LÜK sahen sich zum Zeitpunkt der Befragung noch immer als Krebspatient. 23,7 Prozent der LÜK hatten einen erhöhten PA-Wert von ≥ 34 Punkten. Die stärksten Ängste waren die Angst, auf Hilfe angewiesen sein zu müssen, die Angst vor bevorstehenden Arztterminen und die Angst, dass die eigenen Kinder die Erkrankung bekommen könnten.

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Signifikante Prädiktoren für eine PA (p ≤ 0,005) waren das weibliche Geschlecht, ein geringeres Erkrankungsalter und die Selbstwahrnehmung als Krebspatient.

Es sei wichtig für Allgemeinmediziner, die psychische Belastung von LÜK im Hinterkopf zu haben und Patienten und Patientinnen aktiv darauf anzusprechen, resümierte Klein.

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