Die Koloskopie wird noch zu selten genutzt

DÜSSELDORF (eis). Vielen tausend Menschen in Deutschland könnte Darmkrebs erspart werden, würde die Früherkennung mit Koloskopie besser als bisher genutzt. Hausärzte sollten ihre Patienten daher verstärkt auf den Nutzen der Vorsorgeuntersuchung hinweisen.

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Jedes Jahr bekommen etwa 60 000 Menschen in Deutschland Darmkrebs, wie Professor Wolfgang E. Schmidt aus Bochum beim Medica-Kongreß in Düsseldorf berichtet hat. Nach Studiendaten lassen sich jedoch 76 bis 90 Prozent der Erkrankungen durch Vorsorge-Untersuchungen mit Koloskopie und früher Therapie wie dem Abtragen der gefundenen Polypen verhindern, so Schmidt.

Bei jedem dritten Patienten werden Polypen gefunden

Seit 2002 wird daher zur Krebsvorsorge allen Menschen ab 55 Jahre eine Koloskopie angeboten, die bei unauffälligem Befund alle zehn Jahre wiederholt werden sollte. Knapp 127 000 solcher in Deutschland seither vorgenommenen Vorsorge-Koloskopien sind jetzt ausgewertet worden, hat Schmidt in Düsseldorf berichtet. Dabei seien bei 35 Prozent der Untersuchten Polypen gefunden worden und bei 0,8 Prozent Karzinome.

Viel zu selten werde die Koloskopie bisher genutzt, so Schmidt. Nach Schätzungen hätten bisher etwa ein Prozent aller Berechtigten für die Krebsvorsorge eine solche Untersuchung vornehmen lassen, sagte er zur "Ärzte Zeitung". Auch wies er darauf hin, daß Patienten mit einer familiären Belastung für Darmkrebs schon vor dem 55. Lebensjahr eine Koloskopie brauchten. So besteht bei einem Patienten der Verdacht auf ein erbliches Tumorsyndrom, wenn bei einem erstgradigen Verwandten bereits vor dem 45. Lebensjahr Darmkrebs aufgetreten ist.

Ein solcher Verdacht sollte in einem Zentrum mit einem Test abgeklärt werden. Bei Personen, bei denen ein erstgradiger Verwandter oder mehrere geringergradige Verwandte nach dem 45. Lebensjahr an Darmkrebs erkrankt sind, sollte zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter der Verwandten mit den regelmäßigen Koloskopien begonnen werden, sagte Schmidt.

Nicht-invasive Verfahren keine Alternative zur Koloskopie

Komplikationen bei Koloskopien sind nach seinen Angaben selten. So habe es in einer Sammelstatistik bei etwa einem Prozent der Untersuchten Blutungen gegeben, meist wenn Polypen abgetragen wurden, die sich aber bei der Mehrzahl der Patienten sofort hätten stillen lassen. Bei etwa 0,1 Prozent der Untersuchten seien Perforationen vorgekommen.

Schmidt wies darauf hin, daß die virtuelle Koloskopie mit MRT bisher kein wirkliche Alternativen zur herkömmlichen Koloskopie sei, da sich damit bisher keine kleineren Polypen unter 5 mm Größe erkennen ließen.

Weitere Infos unter www.dgvs.de

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