Eine neue Erklärung für die Entstehung von Krankheitsprozessen

NEU-ISENBURG (ple). Die Hälfte des Galenus-von-Pergamon-Preis 2005 der Kategorie B hat die Jury der Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. Dirk Gründemann von der Abteilung für Pharmakologie der Universität Köln für die Erforschung des Ergothionein-Transport-Proteins zuerkannt.

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Mit dem Galenus-Preis der Kategorie B wird eine Forschungsleistung in der klinischen und/oder experimentellen Pharmakologie gewürdigt. Die Kölner Wissenschaftler werden mit dem Preis für ihre Forschung zum Ergothionein-Transporter ausgezeichnet. Der Transporter ist ein Eiweißmolekül, das durch die Zellmembran reicht und das Antioxidans Ergothionein durch die Zellhülle transportiert.

Forscher haben erstmals eine besondere Methode genutzt

Vor dieser Entdeckung dachten Wissenschaftler, das Membraneiweiß transportiere vor allem positiv geladene organische Moleküle, etwa Tetraaethylammonium, durch die Zellmembran. Besonders beeindruckt hat die Mitglieder der Galenus-Jury, daß Gründemann und seine Kollegen besondere Methoden angewandt haben, mit denen sie die Transport-Effizienz messen konnten, sagt Professor Erland Erdmann aus Köln, Präsident der Jury: "Das hat vor ihnen noch keiner gemacht. Die Arbeit ist hoch innovativ."

Ist der Ergothionein-Transporter defekt, kommt es zu chronischen Entzündungen wie Polyarthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, wie bereits andere Forscher zuvor entdeckt hatten. Die Kölner Wissenschaftler haben durch die Entdeckung des Transport-Moleküls auch eine neue Erklärung für die Vorgänge bei der Entwicklung mehrerer Erkrankungen gefunden.

Für ihre Entdeckungen mußten die Wissenschaftler um Gründemann ein neues Verfahren entwickeln, mit dem sich solche Substanzen finden lassen, die von dem Transport-Molekül erkannt und durch die Membran in das Zellinnere geleitet werden. Die Forscher gehen davon aus, daß sich das von ihnen entwickelte Verfahren auch für die Erforschung anderer Transport-Proteine in Zellmembranen eignen wird.

Antioxidans wird von Pilzen und Mykobakterien gebildet

Das Antioxidans Ergothionein muß mit der Nahrung, etwa Getreide, aufgenommen werden und kommt intrazellulär vor. Synthetisiert wird es fast ausschließlich von Pilzen und Mykobakterien im Boden und gelangt dann über die Wurzeln in die Pflanzen.

Das von der Kölner Gruppe gefundene Transport-Protein für Ergothionein macht es möglich, daß vor allem Erythrozyten und Monozyten mit dem Antioxidans versorgt werden (PNAS 102, 2005, 5256). In den Erythrozyten schützt es möglicherweise das Hämoglobin, in Monozyten ein ähnliches, noch nicht identifiziertes Molekül.

Die Auszeichnung mit dem Galenus-von-Pergamon-Preis in Kategorie B erfolgt in Form einer Medaille und in diesem Jahr mit jeweils 5000 Euro.

Lesen Sie zum anderen Preisträger in der Kategorie B: Einem Risikofaktor für Schäden an gespendeten Organen auf der Spur

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