LUTS-Risiko

Frauen stärker gefährdet

Die Häufigkeit moderater bis schwerer Symptome des unteren Harntrakts (LUTS) nimmt mit dem Alter zu. Frauen sind offenbar insgesamt gefährdeter als Männer.

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WATERTOWN / USA. Innerhalb von fünf Jahren entwickelte einer US-Studie zufolge jeder zehnte Proband eine mittelgradige bis schwere Symptomatik des unteren Harntrakts (LUTS). Am häufigsten traten die Probleme bei Frauen, Schwarzen und US-Bürgern spanischer Herkunft auf (Urology 2013, online 22. Juli).

Unter dem Begriff LUTS werden so vielfältige Beschwerden wie Blasenentleerungsstörungen (Harnverhalt, verminderter Harnfluss, Restharnbildung) und Harnspeicherstörungen (Pollakisurie, Nykturie, imperativer Harndrang mit oder ohne Inkontinenz) zusammengefasst.

In einer prospektiven Kohortenstudie [Boston Area Community Health (BACH) survey] über fünf Jahre analysierte ein Team um Nancy N. Maserejian von den New England Research Institutes in Watertown, USA, die Entwicklung von LUTS.

Insgesamt wurden 1610 männliche und 2534 weibliche Einwohner Bostons zwischen 30 und 79 Jahren untersucht. Die 3301 Männer und Frauen, die zu Beginn der Beobachtungszeit keine oder nur geringe Symptome des unteren Harntrakts (Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS) erkennen ließen, wurden in die primäre Analyse eingeschlossen.

Beobachtung über fünf Jahre

Im Verlauf von fünf Jahren zeigten sich bei 13,9 Prozent dieser Frauen und 8,5 Prozent der Männer aller Altersklassen mittelgradige bis schwere LUTS (American Urological Association Symptom Index, AUASI 8-35).

Die mit dem Alter ansteigende Inzidenz dieser Störung stagnierte in der weiblichen Bevölkerung in der Altersgruppe zwischen 50 und 70 und verdoppelte sich dann ab einem Alter von 70 Jahren auf 35 Prozent (30-39 Jahre: 7,6 Prozent, 40-49 Jahre: 12,5 Prozent, 50-59 Jahre: 14,7 Prozent, 60-69 Jahre: 14,6 Prozent).

Bei den Männern zeigte sich der Inzidenzsprung etwa zehn Jahre früher (30-39 Jahre: 4,3 Prozent, 40-49 Jahre: 8,6 Prozent, 50-59 Jahre: 9,5 Prozent, 60-69 Jahre: 17,5 Prozent, = 70 Jahre: 18,9 Prozent).

Die Häufigkeit von LUTS mit einem Score= 15 lag in allen Altersgruppen insgesamt unter 3 Prozent, einen Wert von = 20 erreichten weniger als 1 Prozent der Männer und Frauen.

Den Subanalysen zufolge traten Entleerungssymptome (AUASI Subscore= 5) am häufigsten bei Männern zwischen 60 und 69 Jahren auf (18 Prozent), bei Frauen bis zum 70. Lebensjahr waren sie deutlich seltener (< 7 Prozent), die Inzidenz stieg jedoch jenseits des 70. Lebensjahres auf 13,8 Prozent.

Speichersymptome bestanden bei 18,8 Prozent der jüngsten Männer und erreichten in der höchsten Altersgruppe eine Häufigkeit von 30,5 Prozent. Bei den Frauen ergab sich in dieser Subgruppe keine klare Altersabhängigkeit.

Hormonelle Umstellungen spielen bei Frauen eine Rolle

Fazit der Autoren: Insgesamt errechneten die Autoren für Frauen im Vergleich zu Männern eine altersadaptierte Odds Ratio (OR) für mittelgradige bis schwere LUTS von 1,54. Die niedrigste Inzidenz ergab sich mit 7 Prozent für weiße Männer.

In den Ergebnissen spiegeln sich unterschiedliche Abläufe wider: Beim Mann gehen LUTS in Form von Miktionsbeschwerden oft mit der Entwicklung einer Prostatahypertrophie einher.

Bei der Frau dagegen spielen eher Entbindungen und hormonelle Umstellungen eine Rolle, die dann durch die Symptome einer überaktiven Blase schon in einem viel früheren Lebensalter in Erscheinung treten. (St)

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