Traditionelle Rollenmuster

Corona-Pandemie: Frauen und Männer haben auf Stress unterschiedlich reagiert

Um die psychische Gesundheit von Frauen und Männern zu verbessern, müssen soziale Aspekte berücksichtigt werden, betont ein Team aus Würzburg. Es hat Stressfaktoren während der Pandemie untersucht.

Veröffentlicht:
Ein Mann geht seiner Arbeit am Laptop nach, die Frau kümmert sich im Hintergrund um die Tochter.

Typische Rollenmuster auch während der Pandemie: Der Mann geht seiner Arbeit nach, die Frau kümmert sich um die Familie (Symbolbild mit Fotomodellen).

© Marcos / stock.adobe.com

Würzburg. Die verschiedenen Corona-Maßnahmen der Politik dürften bei vielen Menschen für enormen Stress gesorgt haben, erinnert die Universität Würzburg in einer Mitteilung: Die Angst um den Arbeitsplatz, die Sorge um erkrankte Verwandte, die nervliche Belastung, wenn Eltern und Kinder zusammen in einer kleinen Wohnung sitzen und Homeoffice und Homeschooling unter einen Hut bringen sollen: Das alles ist nicht ohne Auswirkungen geblieben, wie viele Studien zeigen.

Inwieweit sich diese Erfahrungen auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität von Frauen und Männern im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie ausgewirkt hat, hat ein Forschungsteam der Universität analysiert. In einer Studie wurden die Konsequenzen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit und Lebensqualität von Männern und Frauen untersucht. Befragt wurden rund 2.900 Personen. Davon waren rund 1.500 Frauen und 1.400 Männer. Ihr Alter lag zwischen 34 und 85 Jahren, das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre.

Männer sorgten sich um Arbeitsplatz, Frauen um Familie

Dabei zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede: „Bei Männern steigt die Angst in zunehmendem Maß mit der Sorge um den Arbeitsplatz, bei Frauen findet sich dieser Effekt nicht. Dafür konnten wir bei Frauen eine Zunahme der Angstwerte parallel mit einer Zunahme der Sorgen um Familie und Freunde registrieren“, wird Professorin Grit Hein aus Würzburg in der Mitteilung zitiert. Zusätzlich verdeutliche die Untersuchung, dass Frauen positiv auf die Unterstützung durch Freunde und Familie in Krisenzeiten reagierten, indem sie ein Plus an Lebensqualität empfänden. Bei Männern zeige sich dieses Phänomen nicht.

„In der Vergangenheit haben zahlreiche Studien untersucht, welchen Einfluss psychosoziale Faktoren wie beispielsweise die Unterstützung durch Freunde und Kollegen und finanzielle, berufliche oder persönliche Sorgen auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität ausüben. Es fehlten jedoch Daten darüber, ob diese Zusammenhänge bei Männern und Frauen gleich sind“, erklärte die Studienleiterin und Neurowissenschaftlerin Hein den Hintergrund der Studie (Scientific Reports 2023; online 19. Juli).

Ergebnisse sind auf Rollenmuster zurückzuführen

Die Ergebnisse stünden in Verbindung mit traditionellen Rollenmustern. „Die Beobachtung, dass Männer stärker mit der Arbeit und Frauen stärker mit Familie und Freunden in Verbindung gebracht werden, kann auf traditionelle Geschlechternormen und -rollen zurückgeführt werden“, erklärt Hein in der Mitteilung.

Die Ergebnisse seien eindeutig; da die COVID-19-Pandemie aber „einen sehr spezifischen Kontext“ darstelle, müsse noch geklärt werden, ob die Resultate auf allgemeine pandemieunabhängige Situationen übertragbar seien, so die Studienautoren. Unbestreitbar sei jedoch ein Befund: „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, bei therapeutischen Maßnahmen soziale Aspekte zu berücksichtigen, um die psychische Gesundheit von Frauen und Männern zu verbessern“, so Hein. (KNA/eis)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Progredienzangst

Der Krebs ist weg, doch oftmals bleibt die Angst

Psychedelika

LSD hilft in Studie gegen Angststörungen

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Datenanalyse

NSCLC in Deutschland: Wer wann wie schwer erkrankt

Lesetipps
Ein Hausarzt hört die Brust seines Patienten mit einem Stethoskop ab.

© eyetronic / stock.adobe.com

Studie in Hausarztpraxen

Welche Herzgeräusche geben Anlass zur Besorgnis?