Schlaganfall

Frühe Blutdrucksenkung ohne Nutzen

Kann nach einem Insult die Blutdrucksenkung Mortalität und Behinderungen reduzieren? Eine Studie bringt ernüchternde Ergebnisse. Allerdings gibt es Patienten, die dennoch profitieren könnten.

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Ziemlich hoch: Erst ab mehr als 200 mmHg systolisch scheint sich eine akute Blutdrucksenkung nach einem Schlaganfall positiv auszuwirken.

Ziemlich hoch: Erst ab mehr als 200 mmHg systolisch scheint sich eine akute Blutdrucksenkung nach einem Schlaganfall positiv auszuwirken.

© Getty Images/iStockphoto

DALLAS. Der Schlaganfall ist weltweit bereits die zweithäufigste Todesursache und die Krankheit, die am häufigsten zu schwerer Behinderung führt. Hypertonie ist der wesentliche Risikofaktor, effektive Blutdruckkontrolle ist in der Primär- und Sekundärprävention wohl etabliert.

Auch im Rahmen des akuten Schlaganfallgeschehens kommt es bei etwa drei Viertel aller Patienten zu einem Blutdruckanstieg. Doch bisher war unklar, ob eine Blutdrucksenkung in der akuten Situation sinnvoll ist.

Dies wurde nun einer großen randomisierten, einfachblinden Studie aus China bei 4071 Patienten untersucht. Erstautor war Dr. Jiang He von der Tulane University School of Public Health and Tropical Medicine in New Orleans.

Er stellte die Ergebnisse beim Jahreskongress der American Heart Association 2013 in Dallas vor. Zeitgleich wurden sie im JAMA veröffentlich (JAMA 2013; online 17. November).

Das Behandlungsziel in der Studie bestand darin, den erhöhten Blutdruck der Patienten in den ersten 24 Stunden nach Randomisierung um 10 bis 25 Prozent zu senken in der Hoffnung, um dadurch nach 14 Tagen einen positiven Effekt auf die Todes- und Behinderungsrate zu erzielen.

Blutdruckunterschied von 9,1 mmHg

Gut 2000 der Studienpatienten wurden entsprechend antihypertensiv behandelt, ihr Blutdruck fiel innerhalb von 24 Stunden von im Median 166,7 mmHg auf 144,7 mmHg (minus 12,7 Prozent).

In der Kontrollgruppe wurden alle Antihypertensiva abgesetzt; dennoch fiel auch dort der Blutdruck von 165,6 mmHg auf 152,9 mmHg (minus 7,2 Prozent). Die absolute Blutdruckdifferenz zwischen den Gruppen betrug 9,1 mmHg, und diese Differenz blieb auch in der kommenden Woche so bestehen.

Auf die Prognose hatte die Blutdrucksenkung jedoch keinen Einfluss: In beiden Gruppen waren sowohl nach 14 Tagen (683 und 681 Patienten) als auch nach drei Monaten (500 und 502 Patienten) gleich viele Patienten entweder verstorben oder behindert.

Dass die Zahlen nach 14 Tagen höher waren, lag daran, dass nicht wenige Patienten sich innerhalb von drei Monaten wieder klinisch verbesserten.

Fazit: Es gibt keine Evidenz für eine akute Blutdrucksenkung, es sei denn, der systolische Blutdruck ist mit Werten über 200 mmHg extrem erhöht. Wenn dennoch antihypertensiv behandelt wird, dann bei individuellen Patienten nach Entscheidung des Arztes, so Studienautor He. (DE)

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