Screening mit CT?

Früher Koronarkalk steigert KHK-Risko

Wer im Alter von Anfang 30 bis Mitte 40 Koronarkalk im Nativ-CT aufweist, und sei es eine minimale Menge, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, während der kommenden zwölfeinhalb Jahre eine manifeste KHK zu entwickeln oder sogar zu sterben.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:

NASHVILLE. Wie sich eine frühe Verkalkung der Arterien auf das Risiko für eine KHK auswirkt, haben Wissenschaftler aus den USA erforscht. Das Team von Kardiologen, Präventionsmedizinern und Radiologen um John Carr von der Vanderbilt University in Nashville hat Daten von mehr als 3000 Teilnehmern der "Coronary Artery Risk Development in Young Adults"(CARDIA)-Studie ausgewertet (JAMA Cardiol 2017, online 8. Februar). Die Probanden waren 15 Jahre nach der Rekrutierung für die Studie einer CT-basierten Messung des Koronarkalks unterzogen worden. Zu diesem Zeitpunkt waren sie im Mittel 40,3 Jahre alt gewesen, die Altersspanne reichte von 32 bis zu 46 Jahren.

Insgesamt war bei 10,2 Prozent der Teilnehmer in diesem Alter Koronarkalk zu finden. Unabhängig von der Menge bedeutete dies verglichen mit kalkfreien Koronarien im Schnitt fünfmal so viele Zwischenfälle aufgrund einer KHK in den darauf folgenden 12,5 Jahren. Komplikationen mit Blick auf Herz und Gefäße allgemein kamen dreimal häufiger vor.

Allerdings gab es Unterschiede in der Kalkgruppe abhängig vom Agatston-Score. Er ergibt sich aus der Summe der Röntgenabschwächung in Houndsfield-Einheiten (HU) jedes kalzifizierten Flecks multipliziert mit dessen Fläche in mm2, wobei 130–199 HU mit 1, 200–299 HU mit 2, 300–399 HU mit 3 und > 400 HU mit 4 bewertet werden. Ein 8 mm2 großer Fleck mit einer maximalen Abschwächung von 400 HU entspricht einem Kalziumscore von 32. Resultiert aus dieser Rechnung ein Agatston-Score von 0, besteht kein Hinweis auf eine Verkalkung. Werte von 1 bis 10 bedeuten eine minimale, von 11 bis 100 eine leichte, von 101 bis 400 eine mäßige und Werte darüber eine schwere Verkalkung.

Carr und Kollegen teilten die CARDIA-Probanden nach den Agatston-Werten in drei Gruppen: 1–19, 20–99 und = 100. Mit Blick auf die KHK bedeutete dies Risikozuwächse um den Faktor 2,6 bzw. 5,8 bzw. 9,8. Für einen Score von 100 und mehr lag die Gesamtmortalität über den untersuchten Zeitraum bei 22,4 Toten je 100 Teilnehmer. Drei Viertel der Todesfälle in der Gruppe mit mindestens mäßiger Verkalkung waren in der Studie auf Koronarereignisse zurückzuführen.

Dennoch ist zu bedenken, dass nur bei rund 10 Prozent der Probanden im Alter von 32 bis 46 verkalkte Kranzgefäße gefunden wurden. Ein CT-Screening auf Koronarkalk ist in dieser Altersgruppe daher wenig effizient. Allerdings steigt die Quote, wie Folge-CT-Untersuchungen gezeigt haben, auf 28,4 Prozent im Alter von 42 bis 56. Die Autoren arbeiten zudem an einer selektiven Screeningstrategie. Dabei soll mithilfe einschlägiger Risikofaktoren für die Verkalkung der Koronarien die Zahl der Patienten, die gescreent werden müssten, eingeschränkt werden.

Agatston-Score

Mit dem Agatston-Score wird die Kalzifikation der Koronararterien quantifiziert.

- Wert 0:kein Hinweis auf eine Verkalkung

- Wert 1-10: minimale Verkalkung

- Wert 11-100: leichte Verkalkung

- Wert 101-400: mäßige Verkalkung

- Wert > 401: schwere Verkalkung

- Die Forscher teilten die Probanden nach den Agatston-Werten in drei Gruppen: 1–19, 20–99 und = 100. Mit Blick auf die KHK bedeutete dies Risikozuwächse um den Faktor 2,6 bzw. 5,8 bzw. 9,8.

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