Giftkraut im Kornfeld ist Ursache von Nierenversagen

NEW YORK (ddp). Verunreinigtes Mehl ist tatsächlich der seit Jahrzehnten gesuchte Auslöser einer ungewöhnlichen Nierenerkrankung, die in ländlichen Gegenden des Balkans auftritt.

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Den alten Verdacht, dass die endemische Nephropathie auf eine Vergiftung mit Aristolochiasäure zurückgeht, haben amerikanische und kroatische Forscher nun bestätigt. Dabei handelt es sich um einen Inhaltsstoff der Osterluzei, die als Unkraut häufig in Weizenfeldern der Region wächst. Vermutlich geraten die Samen der Pflanze beim Ernten des Getreides zwischen die Körner, werden mit zu Mehl vermahlen, zu Brot gebacken und mitgegessen (PNAS online).

In den späten 50er Jahren wurden die Symptome erstmals beschrieben, wie Professor Arthur Grollman aus New York und seine Kollegen berichten. Weil die Krankheit ausschließlich in Bulgarien, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bosnien vorkommt, wird sie auch als Balkan-Nephropathie bezeichnet. Charakteristisch ist ein fortschreitendes Nierenversagen. Es geht nicht wie Nephropathien sonst mit erhöhtem Blutdruck einher, wohl aber mit einer Häufung von Tumoren der oberen Harnwege.

Trotz intensiver Suche ließ sich die Ursache der Krankheit bisher nicht eindeutig klären. Vermutet wurden etwa Schwermetalle in Boden oder Grundwasser, eine Virusinfektion oder chronisches Einwirken von Schimmelpilzgiften.

Auf die Idee, die gemeine Osterluzei (Aristolochia clematitis) könne der Auslöser sein, waren Wissenschaftler bereits 1969 gekommen: Sie fanden Berichte über eine Nierenkrankheit bei Pferden nach Verzehr von Osterluzei.

Grollman entdeckte nun in Nieren- und Tumorgewebe von Erkrankten die typischen Vergiftungszeichen: Veränderungen im Erbgut, speziell in einem Gen, das den Schutz vor Krebs vermittelt. Denn Aristolochiasäure reagiert mit DNA und löst Mutationen und Zellschäden aus.

Da die Osterluzei eine traditionelle Arzneipflanze ist, etwa gegen Schlangenbisse oder zur Wundheilung, klärten die Forscher zunächst, ob die Erkrankten sie absichtlich eingenommen haben. Das war jedoch nicht der Fall, so dass als wahrscheinlichste Quelle das oft noch in Dorfmühlen gemahlene Getreide infrage kam.

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