Prävention

Gute Check ups nutzen den Patienten

Check-up-Untersuchungen hatten in den letzten Jahren kräftig Gegenwind. Zu Unrecht, sagen Präventivmediziner. Wer Risiken evidenzbasiert erhebt und die Patienten konkret berät, kann viel Gutes tun.

Veröffentlicht:

Von Philipp Grätzel von Grätz

MANNHEIM. Aufhänger für viele Diskussionen um Check-Up-Untersuchungen in den vergangenen Jahren war eine Cochrane-Metaanalyse aus dem Jahr 2012, in der Check-ups kategorisch als nutzlos eingestuft wurden (BMJ 2012; 345: e7191).

Dr. Johannes Scholl von der Präventionspraxis Prevention First in Rüdesheim ließ beim Internistenkongress in Mannheim an dieser Arbeit allerdings kein gutes Haar.

Berichte über den DGIM-Kongress

Medienpartner beim 121. Internistenkongress ist die "Ärzte Zeitung". Vor und während des Kongresses werden Sie aktuell über wichtige Ereignisse und Veranstaltungen informiert. Danach gibt es eine Kongress-Nachlese.

Zu den Berichten über den DGIM-Kongress

Ein Großteil der für die Analyse berücksichtigten Studien stamme aus den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Lebensstilinterventionen habe es in praktisch keiner dieser Untersuchungen gegeben, und auch Risikoeinschätzungen seien kaum vorgenommen worden.

"Über die heutigen Gegebenheiten und den möglichen Nutzen eines gut gemachten Check-ups sagt diese Metaanalyse nichts aus", sagte Scholl. Er kritisierte, dass einzelne Check-up-Kritiker immer wieder mit polemischen Äußerungen breiten Raum in den Medien bekommen. Das helfe niemandem.

Anhand eigener Daten kann der Rüdesheimer Experte zeigen, dass der Anteil der Menschen im mittleren Alter, die ihre Risikofaktoren nicht kennen, hoch ist.

Von 697 unter 40jährigen Patienten, die freiwillig zum Check-up kamen, hatte jeder vierte eine Hypertonie, und knapp 40 Prozent hatten ein Non-HDL-Cholesterin über 160 mg/dl. Dies sei prognostisch relevant, betonte Scholl.

So wurden zum Beispiel in einer aktuellen Auswertung der Framingham-Kohorte die KHK-Raten mit der Dauer einer Hypercholsterinämie (Non-HDL >160 mg/dl) in Beziehung gesetzt.

Das Ergebnis: Über 15 Jahre entwickelten 4,4 Prozent der Patienten, bei denen die Hypercholesterinämie erstmals entdeckt wurde, eine Koronare Herzkrankheit. Lag die Hypercholesterinämie schon ein bis zehn Jahre lang vor, waren es 8,1 Prozent, bei 11 bis 20 Jahren 16,5 Prozent (Circulation 2015; 131(5): 451-8).

Scholls Schlussfolgerung für die Praxis aus diesen Studienergebnissen: "Wenn wir erst mit 65 Jahren anfangen zu behandeln, behandeln wir zu spät."

Entscheidend für einen erfolgreichen Check-up sind für Scholl die evidenzbasierte Risikoabschätzung und ein effektives Maßnahmenpaket zur Risikoreduktion.

In der eigenen Praxis erreichte der Experte bei 214 männlichen Rauchern, die im Rahmen des Check-ups von einer Einmalintervention überzeugt werden konnten, eine Abstinenzquote von 44,9 Prozent.

Bei acht von zehn Männern mit einem Bluthochdruck war der Blutdruck nicht optimal eingestellt und konnte über vier Jahre um im Mittel 13,8/6,9 mmHg gesenkt werden. "Gute Check-ups mit guter Beratung nutzen den Patienten", ist Scholl deswegen überzeugt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an