Hautkrebs

HPV-Vakzine als Schutz für die Haut?

Ein neuer Impfstoff gegen Papillomviren schützt möglicherweise vor Hautkrebs. Bei Mäusen hat es bereits funktioniert.

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HEIDELBERG. Nicht nur UV-Strahlung allein, sondern auch eine gleichzeitige Infektion mit bestimmten Typen humaner Papillomviren (HPV) steht im Verdacht, bei Empfängern von Organtransplantaten weißen Hautkrebs hervorzurufen.

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Charité Berlin haben nun Mäuse mit einem Impfstoff vor solchen Hauttumoren geschützt (PLoS Pathog 10(2): e1003924).

Die Impfung wirkt auch bei Tieren mit unterdrücktem Immunsystem und auch dann, wenn diese bereits mit Papillomviren infiziert waren, teilt das DKFZ mit.

Für ihre Forschung nutzten die DKFZ-Wissenschaftler ein einzigartiges Tiermodell: die Vielzitzenmaus Mastomys coucha. Sie ist von Natur aus mit Papillomviren infiziert, die unter anderem - wie auch bestimmte HPV-Typen beim Menschen - zu Warzen und gutartigen Tumoren in der Haut führen können.

"Die Viren ähneln einander sehr stark. Sowohl beim Menschen als auch bei den Mäusen kann aus den Tumoren weißer Hautkrebs entstehen", wird Dr. Sabrina E. Vinzón, die Erstautorin der Studie, in der Mitteilung zitiert.

"Unser Ziel war es deshalb zunächst, einen Impfstoff gegen Papillomviren in der Maus zu entwickeln. Wir waren gespannt, ob wir damit die Tiere tatsächlich vor Hauttumoren schützen können."

Keine Tumoren trotz Virusinfektion

Um die Mäuse gegen das Virus zu immunisieren, verwendeten die Forscher sogenannte virusähnliche Partikel, teilt das DKFZ mit. "Diese Partikel bestehen aus den Hüllen der Papillomviren, aber sie enthalten kein infektiöses Erbgut", wird Dr. Sabrina E. Vinzón, die Erstautorin der Studie, zitiert.

Nach der Impfung bildeten sich im Körper der Mäuse Antikörper gegen die Virushüllen, die die Forscher im Blut der Tiere nachgewiesen haben. "Kommen die Antikörper mit echten Viren in Kontakt", erklärt die Erstautorin weiter, "kann das Immunsystem diese Eindringlinge bekämpfen."

Die Ergebnisse: "Keine der geimpften Mäuse entwickelte einen Tumor", berichtet Studienleiter Professor Frank Rösl. "Auch dann nicht, wenn die Tiere schon vor der Impfung mit dem Virus infiziert waren oder wenn wir ihr Immunsystem - wie bei Organempfängern üblich - medikamentös unterdrückt haben."

Ob und wann eine Impfung für den Menschen verfügbar sein wird, ist jedoch noch nicht absehbar. Die Wilhelm Sander-Stiftung hat diese Studie mit rund 250.000 Euro unterstützt.

Den Antrag auf Förderung haben Professor Frank Rösl vom DKFZ und Professor Ingo Nindl von der Charité Berlin gemeinsam gestellt. (eb)

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