Wiederkehrende Veränderung

Häufige Tumor-Mutation entdeckt

Heidelberger Forscher sind einer Vakzine gegen eine bestimmte Krebsart auf der Spur. Sie haben wiederkehrende Tumor-Mutationen entdeckt, die bei vielen Patienten vorkommen.

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3D-Rendering menschlicher Krebszellen.

3D-Rendering menschlicher Krebszellen.

© nopparit / Getty Images / iStock

Heidelberg. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben eine wiederkehrende Mutation bei Tumoren entdeckt, denen ein Defekt der Genom-Reparatur zugrunde liegt.

Diese Mutation komme in identischer Form bei vielen Patienten vor und führe zu veränderten Proteinstrukturen, teilt das DKFZ mit. Daraus ließen sich Impfungen gegen diese veränderten Proteine entwickeln, die künftig die Entstehung dieser Krebsformen verhindern könnten, wenn sie sich in Studien bewähren (Nature Commun 2020; online 21. September).

Wie soll diese Impfung funktionieren? Die erwähnten veränderten Proteine gibt es besonders häufig bei Mikrosatelliten-instabilen (MSI) Krebsarten. In diesen Tumoren ist eine Form der Genom-Reparatur ausgefallen, die kleine Defekte korrigiert. Bleiben solche DNS-Defekte unkorrigiert, schiebt sich häufig ein zusätzlicher Baustein in die DNA-Kette ein – mit der Folge, dass die gesamte Proteinbauanleitung aus dem Takt gerät, heißt es in der Mitteilung des DKFZ.

Gleiche Mutationen bei verschiedenen Patienten

Etwa 15 Prozent aller Darmkrebs-Fälle und bis zu 30 Prozent der Gebärmutterkörper-Karzinome zählen dem DKFZ zufolge zu den MSI-Tumoren. Bislang war nicht bekannt, ob die veränderten Proteine, Neoantigene genannt, bei diesen Krebsarten nach dem Zufallsprinzip entstehen oder ob es bestimmte Häufigkeiten gibt.

Um das herauszufinden, haben Heidelberger Forscher um Matthias Kloor vom Universitätsklinikum Heidelberg und vom DKFZ 139 MSI-Tumoren analysiert. Das Ergebnis: Die Mutationen treten nicht zufällig an beliebigen Stellen des Genoms auf. Stattdessen gebe es spezifische wiederkehrende Veränderungen, die in den Tumoren vieler Patienten übereinstimmen.

Einige dieser Veränderungen scheinen die Tumor-Entstehung voranzutreiben. Solche Neoantigene, die von Mutationen mit Tumor-treibendem Effekt resultieren, sind für eine Impfstoffentwicklung besonders vielversprechend, berichten die Wissenschaftler aus Heidelberg: „Diese Beobachtung bestätigt unsere Idee, dass es möglich sein könnte, mit Schutzimpfungen gegen ausgewählte Neoantigene die Entstehung klinisch relevanter Tumoren zu verhindern“, wird Magnus von Knebel Doeberitz, ebenfalls Studienautor, in der Mitteilung zitiert.

Immunsystem für solche Neoantigene sensibilisieren

Besonders profitieren könnten davon Patienten mit Lynch-Syndrom, bei denen Defekte der DNA-Reparatur familiär auftreten und die daher häufig schon in jüngerem Alter an Krebs erkranken. Die Idee der Forscher ist, das Immunsystem dieser Patienten spezifisch für solche Neoantigene zu sensibilisieren, die aus Mutationen resultieren, die das maligne Krebswachstum besonders antreiben.

Damit könnte die Tumorentwicklung so beeinflusst werden, dass das Auswachsen von gefährlichen Krebszellklonen deutlich weniger wahrscheinlich wird. Vor einer klinischen Anwendung sei es jedoch erforderlich, diesen präventiven Ansatz in weiteren vorklinischen und klinischen Studien auf seine Wirksamkeit zu untersuchen. (eb/mmr)

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