Säuglingskoliken

Helfen Probiotika?

Säuglinge, die ohne ersichtlichen Grund ständig schreien, werden möglicherweise von Koliken geplagt. In einer systematischen Übersicht wurde nun untersucht, ob Probiotika die Schmerzen stillen können.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Wenn schreiende Babys nicht zu beruhigen sind, können Bauchschmerzen die Ursache sein.

Wenn schreiende Babys nicht zu beruhigen sind, können Bauchschmerzen die Ursache sein.

© Getty Images/Creatas

PARKVILLE /AUSTRALIEN. Die Ätiologie von Säuglingskoliken ist noch unklar. Jüngere Studien deuten aber darauf hin, dass Babys mit und ohne Koliken Unterschiede in der Darmbesiedelung aufweisen.

Insofern könnte sich eine Veränderung des Darmmikrobioms auch zu Therapiezwecken nutzen lassen. Australische Kinderärzte haben daher eine systematische Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von Probiotika erstellt.

Zur Auswertung gelangten zwölf randomisierte Studien mit insgesamt 1285 Kindern bis zum Alter von drei Monaten (JAMA Pediatr. 2013; online 7. Oktober 2013).

Vergleich mit Placebo oder Simeticon

Getestet wurde die Gabe von Probiotika im Vergleich zu Placebo (elf Studien) bzw. im Vergleich zu - nachweislich unwirksamem - Simeticon. Als Maß für den Therapieerfolg diente in den meisten Studien die tägliche Schreidauer.

Unerwünschte Effekte, etwa im Hinblick auf Verträglichkeit, Infektionen oder Wachstum, wurden in keiner Studie dokumentiert.

In sieben Studien erfolgte die Behandlung präventiv. Nur zwei davon legen einen Nutzen von Probiotika nahe. In den anderen fünf war kein signifikanter Unterschied zur Kontrollgruppe festzustellen.

Probiotika in drei von fünf Studien erfolgreich

Die therapeutische Gabe von Probiotika war in drei von fünf Untersuchungen erfolgreich: Alle drei Studien mit insgesamt 209 Stillkindern waren mit Lactobacillus (L.) reuteri (109 koloniebildende Einheiten pro Tag) durchgeführt worden.

In einer weiteren Therapiestudie wurde auf einen "möglichen Nutzen" von Probiotika auf Koliken bei Säuglingen mit Formula-Diät geschlossen. Der fünften Studie zufolge sind Probiotika bei gestillten Säuglingen wirkungslos.

Nur die drei positiven Therapiestudien konnten aufgrund ähnlicher Voraussetzungen in einer Metaanalyse zusammengefasst werden. Danach wird die tägliche Schreidauer an Tag 21 durch L. reuteri im Median um 65 Minuten verkürzt.

Die Autoren halten sich beim Fazit zurück

Die Aussagekraft dieses Ergebnisses wird allerdings durch die große Heterogenität der drei Studien abgeschwächt, wie die Studienautoren bemängeln.

Auch im Hinblick auf die Verblindung, die Vergleichbarkeit von Behandlungs- und Kontrollgruppe und die Erfassung der Schreidauer lasse die Qualität der meisten Studien zu wünschen übrig.

Dementsprechend zurückhaltend fällt auch das Fazit der australischen Ärzte aus: "Möglicherweise ist L. reuteri in der Behandlung von Koliken bei gestillten Säuglingen wirksam."

Es gebe jedoch keine ausreichende Beweislage, um den Einsatz von Probiotika zur Therapie oder gar zur Prävention von Säuglingskoliken zu empfehlen.

Für mehr Klarheit gilt es daher, die Ergebnisse von größeren und qualitativ besseren Studien abzuwarten. Mindestens fünf sind derzeit auf dem Weg.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung