Umweltmedizin
Kinder und Mobilfunk: Welche Gesundheitsgefahren drohen durch 5G?
Autonomes Fahren, Telemedizin, Virtual reality: Der 5G-Ausbau verspricht enorme technologische Fortschritte. Doch viele sorgen sich auch um die gesundheitlichen Folgen, vor allem für Kinder.
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Unabhängig von einer möglichen Strahlenbelastung stellt der zunehmende Medienkonsum die wohl größte Gefahr für die Gesundheit und Entwicklung Heranwachsender dar.
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Aachen. In der Fachzeitschrift „Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis“, herausgegeben von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA), war im Sommer die neue Mobilfunktechnologie 5G Thema.
Im Fokus standen potentielle Folgen für die Gesundheit von Kindern und was das für die Beratung der Eltern bedeutet (Paed Allerg 2025; online 1. Juli).
Was ist 5G?
- 5G steht für die fünfte Generation des Mobilfunkstandards, die seit 2020 eingeführt wird.
- Mit 5G soll die maximal erzielbare Datenrate steigen und die Latenzzeit verkürzt werden. Darüber hinaus sollen mehr Endgeräte gleichzeitig ansprechbar sein.
- Auf dem Ausbau von 5G basieren neue Technologien wie „Smart cities“, Virtual reality und autonomes Fahren, aber auch digitale Fortschritte im medizinischen Bereich wie die Telemedizin.
- Aktuell läuft 5G in den bisherigen Frequenzbereichen; künftig sind aber auch deutlich höhere Frequenzen bis zu 86 GHz vorgesehen.
Für die einen eröffnet 5G ein neues technologisches Zeitalter, für die anderen ist es der nächste Schritt hin zur Strahlenverseuchung unserer Umwelt.
Als Ärzte stecken wir hier in einem Dilemma: Einerseits sind die Fortschritte gerade auch im medizinischen Bereich begrüßenswert, andererseits dürfen gesundheitliche Bedenken nicht außer Acht gelassen werden.
Viele Menschen sorgen sich um die Folgen der allgegenwärtigen elektromagnetischen Strahlung, darunter auch Eltern. Tatsächlich sind Kinder eine besonders vulnerable Gruppe, die möglichen Gesundheitsrisiken am längsten ausgesetzt wäre.
Was also bedeutet 5G für die Kindergesundheit, und was sollte man Eltern raten?
Die Fakten: mögliche Wirkungen von Hochfrequenzfeldern
Anerkannte nationale und internationale Fachgremien wie die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP), die Deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) und der Wissenschaftliche Ausschuss für Gesundheit, Umwelt- und neu aufkommende Risiken der Europäischen Kommission (SCHEER) haben sich mit diesen Fragen befasst.
Nach bisherigen Erkenntnissen beruhen die biologischen Wirkungen hochfrequenter Strahlung hauptsächlich auf thermischen Effekten.
Die Absorption hochfrequenter elektromagnetischer Felder findet im Zentimeter- und Millimeterbereich nahe der Körperoberfläche statt. Betroffen sind daher am ehesten Haut und Augen, während Wirkungen auf innere Organe nicht zu erwarten sind.
Aktuell gibt es keine belastbaren Hinweise für gesundheitliche Risiken von Hochfrequenzfeldern unterhalb der geltenden Grenzwerte. Zwar wurden experimentell punktuelle biologische Wirkungen im Bereich der Grenzwerte beobachtet, die aber wohl keine akute oder langfristige Gesundheitsgefahr bedeuten. Allerdings besteht hier noch Forschungsbedarf, gerade mit Blick auf zukünftige 5G-Anwendungen im Frequenzbereich > 20 GHz.
Zu viel am Smartphone
Häufige Mediennutzung der Eltern beeinflusst wohl die Kindesentwicklung
Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das in Deutschland für den Schutz vor ionisierender und nichtionisierender Strahlung zuständig ist, sieht derzeit keine Anhaltspunkte für eine mögliche Gesundheitsgefahr durch den neuen 5G-Mobilfunkstandard und den Ausbau von Sendestationen.
Als relevanter wird dagegen die intensive Handynutzung durch Kinder und Jugendliche angesehen. Denn die persönliche Exposition hängt auch bei 5G weniger von der Basisstation als vielmehr vom Endgerät ab. Hier hält das BfS daher Vorsorgemaßnahmen für angemessen.
Gesundheitsgefahren durch exzessiven Medienkonsum
Unabhängig von einer möglichen Strahlenbelastung stellt der zunehmende Medienkonsum die wohl größte Gefahr für die Gesundheit und Entwicklung Heranwachsender dar.
In der sogenannten BLIKK-Studie („Bewältigung Lernverhalten Intelligenz Kompetenz Kommunikation“) der Stiftung „Kind und Jugend“ und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte wurde der Einfluss digitaler Mediennutzung auf Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland untersucht.
Bei intensiver Nutzung wurden häufiger Auffälligkeiten wie Hyperaktivität, emotionale und Verhaltensprobleme, Schlafprobleme und eine Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung beobachtet. Welche möglichen Langzeitwirkungen der umfassende Medienkonsum hat, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Ob mit Smartphone, Zeitschrift oder Kreuzworträtsel
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Was Sie Eltern raten sollten
Umso wichtiger ist eine sachgerechte Aufklärung der Eltern. Dazu gehören folgende Informationen:
- Derzeit bestehen keine wissenschaftlich belastbaren Hinweise für eine besondere Empfindlichkeit von Kindern gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern.
- Auch bei 5G ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Felder einer Mobilfunk-Basisstation in üblicher Entfernung gesundheitliche Schädigungen hervorrufen.
- Wichtiger als die Mobilfunktechnologie ist die Nutzung der Endgeräte und das Ausmaß des Medienkonsums durch Kinder und Jugendliche.
- Bei der Auswahl eines Mobilfunkgeräts sollte auf einen möglichst geringen SAR (spezifische Absorptionsrate)-Wert geachtet werden. Das Smartphone sollte in ausreichendem Abstand zum Körper bedient werden, beim Telefonieren sind Freisprecheinrichtungen und Headsets zu empfehlen.
- Eltern sollten ihre Kinder an die verantwortungsvolle Nutzung ihres Mobilgeräts heranführen, die Mediennutzungszeit begrenzen und alternative Aktivitäten in der „analogen Welt“ fördern.
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Pädiatrische Empfehlungen für Eltern zum achtsamen Bildschirmmediengebrauch