Altersentwicklung

Lebenserwartung HIV-Positiver steigt

Menschen mit HIV haben heute gute Chancen, alt zu werden. Damit treten Begleiterkrankungen zunehmend in den Vordergrund.

Veröffentlicht:

Bis zum Jahr 2030 erwartet man einen Anteil von etwa 73 Prozent, den die über 50-Jährigen unter den HIV-positiven Menschen ausmachen. "Die Altersentwicklung entspricht heute fast der in der Gesamtbevölkerung", so Dr. Christoph Mayr aus Anlass der Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt. Dennoch bleibe bei der Lebenserwartung im Vergleich zu nicht mit HIV-Infizierten immer noch eine Lücke, so der Experte vom Berliner Zentrum für Infektiologie.

Die Hauptursache hierfür sieht Mayr in Komorbiditäten, die "manchmal in direkter Folge, manchmal in unheilvoller Koalition" mit HIV auftreten. Die Hälfte der HIV-Patienten über 60 Jahre habe drei und mehr Begleiterkrankungen, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenfunktionsstörungen oder einen Diabetes mellitus. Häufig gesellten sich psychische Probleme hinzu: "Das Lebenszeitrisiko, eine Depression zu entwickeln, liegt bei HIV-Patienten bei 45 Prozent!"

Ansetzen müsse man an den altbekannten "Stellschrauben": Ernährung, Bewegung, Karenz von schädlichen Substanzen, vor allem vom Nikotin, so Mayr. Bronchialkarzinome gehören – neben Anal- und Zervixkarzinomen – zu den Tumorentitäten, die bei HIV-Patienten in letzter Zeit zugenommen haben.

Mit Nachdruck wies Mayr auf das Problem der "Late-Presenter" hin, Patienten, bei denen die HIV-Infektion erst spät erkannt wird. Dabei handle es sich "häufig genug" um Senioren, die für sich gar kein entsprechendes Risiko beziffern könnten. "Wir Ärzte sind daran nicht ganz unschuldig", mahnte der Experte: Viele seien im Jahr vor der Diagnose "mit Symptomen vorstellig gewesen, bei denen der Arzt an die HIV-Infektion hätte denken können".

Studien hätten gezeigt, dass eine nicht behandelte HIV-Infektion "auch bei sehr ordentlicher Helferzahl zur ständigen Inflammation führt". Diese wiederum spiele bei der Entstehung vieler Erkrankungen, von der KHK über Diabetes bis zum Lymphom, eine Rolle. Die frühe ART sei daher eine Prämisse für ein langes Leben. (eo)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Fragwürdiger Nutzen der ART-Simplifizierung

Wie wenig ist genug?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

Neue STIKO-Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren