Lohnt sich Vorsorge gegen Prostatakrebs nicht?

Tendenz fallend - so muss wohl der Nutzen von Prostata-Checks derzeit eingeschätzt werden. Aktueller Anlass: eine Studie aus Stockholm, die sich über 20 Jahre erstreckte.

Veröffentlicht:
Um zu verhindern, dass ein Mann an Prostata-Ca stirbt, müssen 1410 untersucht werden.

Um zu verhindern, dass ein Mann an Prostata-Ca stirbt, müssen 1410 untersucht werden.

© Michael Brown / fotolia.com

STOCKHOLM (ars). Fürs Screening auf Prostatakrebs lässt sich mal ein Vorteil fürs Überleben dokumentieren, mal keiner.

Einen neuen Beitrag, den eine ungewöhnlich lange Beobachtungszeit auszeichnet, liefern schwedische Forscher. Das Resultat ist enttäuschend.

Selbst auf die Dauer von 20 Jahren unterscheiden sich die Sterberaten von untersuchten und nicht-untersuchten Männern kaum, fanden die Wissenschaftler aus Stockholm (BMJ 2011, 342: d1539).

Im Jahr 1987 hatten sie rund 9000 Einwohner der Stadt Norrköping, die damals zwischen 50 und 69 Jahre alt waren, in ihre Studie aufgenommen.

Etwa 1500 Männer wurden alle drei Jahre zu insgesamt vier Vorsorge-Checks eingeladen: bei den ersten beiden Terminen zu Tastuntersuchungen, bei den letzten beiden zu PSA-Tests.

Weitere rund 7500 Bürger gehörten zur Kontrollgruppe. 292 von ihnen (3,9 Prozent) erkrankten bis zum Ende des Jahres 2008 an einem Prostatakarzinom. 130 der Männer starben an dem Tumor: 45 Prozent der Erkrankten oder 1,7 Prozent der gesamten Kontrollgruppe.

Im regelmäßig untersuchten Kollektiv wurde die Diagnose Prostatakrebs bei 85 Männern (5,7 Prozent) gestellt, bei ihnen waren die Tumoren doppelt so häufig in einem frühen kleinen und begrenzten Stadium (57 versus 27 Prozent).

30 der Männer starben an dem Tumor: 35 Prozent der Erkrankten oder 2 Prozent der gesamten Screening-Gruppe.

Durch die Untersuchung und die folgende Behandlung sinkt die Sterberate durch Prostatakrebs höchstens um ein Drittel, vermuten die Ärzte.

Erkauft werde dieser Vorteil allerdings mit einer hohen Zahl unnötiger Diagnose- und Therapiemaßnahmen. In einer früheren Studie hatte sich herausgestellt: Um zu verhindern, dass ein Mann an Prostata-Ca stirbt, müssen 1410 untersucht und 48 behandelt werden.

Die Autoren empfehlen, Männer, die einen PSA-Test erwägen, zuvor sorgfältig über Nutzen und Risiken der Früherkennung aufzuklären.

Und sie halten es für günstiger, statt nach immer sensitiveren Diagnostiktests nach Merkmalen zu suchen, um langsam und schnell wachsende Tumoren voneinander abzugrenzen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: PSA-Screening - ein Holzweg?

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Karzinomscreening

Genügt die biparametrische MRT für die Prostatadiagnostik?

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus