Stummer Herzinfarkt

Männer sind häufiger betroffen

45 Prozent aller Herzinfarkte verlaufen ohne typische Symptome. Zwei Faktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit eines stummen Herzinfarkts massiv: Das Geschlecht und die Ethnie.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Herzinfarkt ohne klassische Symptome: Stumme Herzinfarkte treffen besonders oft weiße Männer und schwarze Frauen.

Herzinfarkt ohne klassische Symptome: Stumme Herzinfarkte treffen besonders oft weiße Männer und schwarze Frauen.

© Kzenon / Fotolia

WINSTON-SALEM. Stumme Myokardinfarkte sind häufig und sie gehen mit einer erhöhten Mortalität einher. Einer US-amerikanischen Studie zufolge sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Die prognostischen Auswirkungen scheinen dagegen für Frauen etwas ungünstiger zu sein. Auf diese geschlechtsspezifischen Unterschiede machen Ärzte unter anderem von der Wake Forest School of Medicine (Winston Salem) in Circulation aufmerksam (Circulation 2016; online 16. Mai).

Die Mediziner um Zhu-Ming Zhang haben die Daten von 9486 Teilnehmern der ARIC-Studie ausgewertet. Die Männer und Frauen waren bei Studieneinschluss zwischen 45 und 64 Jahre alt, unauffällig im EKG und kardiovaskulär gesund gewesen.

Bei späteren Untersuchungen über einen Zeitraum von median neun Jahren wurde bei 317 Teilnehmern (3,3 Prozent) anhand einer abnormen Q-Welle im EKG ohne entsprechende Symptomatik in der Anamnese ein stiller Myokardinfarkt (SMI) diagnostiziert. Stumme Infarkte traten damit etwas seltener auf als solche mit klinischen Zeichen (CMI), von denen im selben Zeitraum 386 Patienten (4,1 Prozent) betroffen waren.

Männer haben häufiger Herzinfarkte

Sowohl SMI als auch CMI waren bei Männern häufiger als bei Frauen: Die Inzidenzen pro 1000 Personenjahre betrugen 5,08 und 7,96 versus 2,93 und 2,25. Bei Frauen war das Verhältnis zwischen SMI und CMI also relativ ausgewogen. Wurde zusätzlich die ethnische Zugehörigkeit berücksichtigt, ergab sich folgendes Bild: Bei weißen Frauen und schwarzen Männern lagen SMI und CMI jeweils gleichauf, bei weißen Männern dominierten CMI und bei schwarzen Frauen SMI.

Während der Nachbeobachtungszeit von insgesamt 13 Jahren starben 1833 Studienteilnehmer, davon 189 aus kardialer Ursache. Nach SMI war sowohl die KHK- als auch die Gesamtmortalität erhöht, und zwar um den Faktor 3,06 beziehungsweise 1,34 im Vergleich zu Patienten ohne Infarkt. Die entsprechenden Faktoren nach CMI lauteten 4,74 und 1,55; bei allen Werten waren die Einflüsse etablierter Risikofaktoren berücksichtigt.

Frauen sterben öfters an Myokardinfarkten

Bei Frauen führten SMI und CMI tendenziell zu einem stärkeren Anstieg der Gesamtmortalität als bei Männern (relatives Risiko 1,58 und 1,83 versus 1,23 und 1,45). Die ethnische Herkunft hatte dagegen keinen Einfluss auf die Prognoseverschlechterung.

"Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist stumme Myokardinfarkte aufzudecken", schrieben die Studienautoren. Außerdem sollten bei sekundärpräventiven Maßnahmen das Geschlecht und die ethnische Zugehörigkeit des Patienten in Betracht gezogen werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

2. Preis Charity Award 2025

Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz

Sommer- und Winterzeit

Neue Analyse: Zeitumstellung offenbar doch ohne kardiale Folgen

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar