Manchem schlägt eine Geburt aufs Gemüt

Nicht nur Mütter, sondern auch Väter können an einer postpartalen Depression erkranken. Einer britischen Studie zufolge können sich die Depressionen negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken.

Von Monika Vogt Veröffentlicht:
Die Freude über die Geburt eines Kindes weicht bei fast vier Prozent der dafür empfänglichen Männer Depressionen.

Die Freude über die Geburt eines Kindes weicht bei fast vier Prozent der dafür empfänglichen Männer Depressionen.

© Foto: Marion Wear www.fotolia.de

In einer britischen Studie hatten 3 bis 4 Prozent von 10 975 Vätern nach der Geburt ihres Kindes klinisch relevante Depressionsscores. Risikofaktoren waren eine vorherige schwere Depression, pränatale Depression und Angst sowie ein niedriger Bildungsstatus.

Im Vergleich dazu bekommen 10 bis 15 Prozent der Mütter in den ersten drei Monaten nach der Geburt postpartale Depressionen. "Diese Mütter stillen häufiger ab, klagen öfter über exzessives Schreien der Babies und zeigen häufiger Schwierigkeiten in der frühen Beziehungsgestaltung", hat Professor Alexander von Gontard aus Homburg/Saar berichtet.

"Für Kinder depressiver Mütter besteht ein zwei- bis fünffach erhöhtes Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken", so der Kinder- und Jugendpsychiater beim Pädiatrie Update in Mainz.

Aber auch postpartale Depressionen von Vätern können sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken, wie aus der britischen Studie hervorgeht (J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 47, 2008, 390). Bei fast zwölf Prozent der Kinder von Vätern mit postpartalen Depressionen zeigten sich im Alter von sieben Jahren psychische Störungen wie ein gestörtes Sozialverhalten mit oppositionellem Verhalten. Zum Vergleich: Bei Kindern nicht depressiver Väter waren es dagegen nur ungefähr sechs Prozent.

Eltern sollten auf Depressionen gescreent werden.

Angesichts der hohen Prävalenz und der möglichen schweren Folgen hält von Gontard es für sehr sinnvoll, Eltern auf eine Depression zu screenen. Das bekannteste Screeningverfahren ist die Edinburgh Postpartum Depression Scale (EPDS). Drei Aussagen seien dabei ganz besonders sensitiv:

  • "Ich habe mich grundlos schuldig gefühlt, wenn Dinge schief gehen"
  • "Ich war ängstlich und besorgt aus nichtigen Gründen" und
  • "Ich erschrak leicht oder geriet in Panik aus unerfindlichem Grund".

Bei positiver Antwort sollte eine weitere Diagnostik erfolgen. Falls sich der Verdacht auf eine Depression bestätigt, sind Beratung und - wenn notwendig - auch Behandlung angezeigt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gelistet als Best-Practice-Intervention

Psychische Gesundheit: OECD lobt deutsches Online-Programm iFightDepression

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache