Tonsillektomie

Mandeln besser nicht ganz entfernen

Werden bei einer kombinierten Adenoidektomie und Tonsillektomie die Tonsillen nur partiell entnommen, hat das für die betroffenen Kinder Vorteile: Erneutes Wachstum von Adenoiden tritt deutlich seltener auf als nach totaler Tonsillektomie.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Rachenuntersuchung: Eine Revisions-Op ist nach partieller Tonsillektomie wohl seltener nötig.

Rachenuntersuchung: Eine Revisions-Op ist nach partieller Tonsillektomie wohl seltener nötig.

© kzenon / iStock / Thinkstock

ANKARA. Wie oft es nach einer Adenotonsillektomie bei Kindern zu erneuten adenoiden Wucherungen kommt, hat eine von dem HNO-Chirurgen Mehmet Babademez von der Universität in Ankara geführte Arbeitsgruppe untersucht.

Die Forscher stellten für ihre retrospektive Studie 1504 Kinder mit partieller (intrakapsulärer) Tonsillektomie und Adenoidektomie einer zweiten Gruppe von 1340 Kindern gegenüber, die sich neben der Adenoidektomie einer totalen Tonsillektomie hatten unterziehen müssen (Laryngoscope 2016, online 14. April).

Indikation zur Op war Schlafapnoe

Bei gut der Hälfte aller Kinder hatten die Adenoide die Choanen zu 75 bis 100 Prozent verschlossen. Die Indikation zur Op war jeweils eine obstruktive Schlafapnoe, das Verfahren der Abtragung ein Mikrodebridement (Adenoidektomie) beziehungsweise eine Koblation (Tonsillektomie).

Nach einer Nachbeobachtungszeit von einem Jahr wiesen 7,3 Prozent der Kinder in der Gruppe mit totaler Tonsillektomie ein adenoides Neuwachstum auf; das adenoide Gewebe im Nasopharynx hatte gegenüber dem Operationsergebnis um mindestens 10 Prozent zugenommen.

Bei 1,4 Prozent der Kinder verursachten die erneuten Vegetationen auch erneute Symptome im Sinne einer obstruktiven Schlafapnoe.

Damit lagen die Raten signifikant höher als in der Gruppe mit partieller Tonsillektomie. 4,7 Prozent dieser Kinder wiesen erneute adenoide Vegetationen auf, 0,06 Prozent wurden wieder symptomatisch bei einem Verschlussgrad von 50 bis 75 Prozent.

"Die partielle Tonsillektomie scheint bei Kindern mit adenotonsillärer Hypertrophie eine sichere Methode zu sein, die im Vergleich zur totalen Entfernung der Gaumenmandeln mit einer geringen Inzidenz von adenoidem Neuwachstum einhergeht", schreiben Babademez und Kollegen in ihrem Resümee.

Immunologische Restfunktion vermindert Wachstum

Revisionsoperationen sind nach partieller Entnahme seltener nötig. Als Grund dafür vermuten die Wissenschaftler, dass die immunologische Restfunktion nach partieller Tonsillektomie ein kompensatorisches Wachstum anderer lymphatischer Gewebe des Waldeyerschen Rachenrings vermindert.

Therapie der Wahl von Patienten mit hypertrophen Gaumenmandeln sei es daher, die Tonsillen partiell bis zum Grad 1, also bis zu einem Obstruktionsgrad von 0 bis 25 Prozent abzutragen.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

© Olia / Generated with AI / stock.adobe.com

Neurologische Entwicklungsstörung

Rett-Syndrom: früh diagnostizieren, Betroffene bestmöglich fördern und Familien entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Acadia Pharmaceuticals (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie