Menopause: viel für, aber auch wider die HRT

Kein Zweifel: Frauen, die wegen klimakterischer Beschwerden eine Hormontherapie erhalten, können davon wesentlich profitieren. Es gilt aber auch, die Risiken wie das erhöhte Brust- und Ovarialkarzinom-Risiko zu beachten und Vor- und Nachteile der Therapie individuell abzuwägen.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Die Beratung zur Hormontherapie erfordert eine detaillierte Aufklärung über Nutzen und Risiken. © BilderBox

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Hormone haben sich in vielen Studien als sehr wirksam gegen Wechseljahresbeschwerden erwiesen. Und die Hormontherapie (HRT) kann noch mehr, etwa vor Knochenbrüchen und Darmkrebs schützen. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge überwiegen bei Frauen, die gleich zu Beginn des Klimakteriums Hormone erhalten, die Vorteile dieser Behandlung die Nachteile: Bei Frauen mit HRT war die Sterberate geringer als ohne Hormone (The American Journal of Medicine 122, 2009, 1016).

Unter die Lupe genommen wurden die Daten von 19 randomisierten, kontrollierten Studien und acht prospektiven Kohortenstudien. In den Kohortenstudien wurden mehr als 200 000 Frauen im Schnitt 14 Jahre lang beobachtet. In den randomisierten Studien wurden 16 000 Frauen etwa fünf Jahre lang nachbeobachtet. Gut zwei Drittel der Daten aus den randomisierten Studien stammten von Frauen aus der WHI-Studie. Die Behandlungen dauerten mindestens sechs Monate.

Dabei stellte sich heraus, dass bei Frauen, die gleich zu Beginn des Klimakteriums eine HRT erhielten, die Sterberate um 20 bis 30 Prozent geringer war als bei Frauen ohne eine solche Behandlung. In den randomisierten Studien starben 156 (1,8 Prozent) der insgesamt 8689 Frauen mit Hormontherapie (HRT) sowie 211 (2,6 Prozent) von den 7594 Frauen in den Kontrollgruppen. Die relative Risikoreduktion zugunsten der HRT betrug 27 Prozent. Aus den acht Beobachtungsstudien ergab sich eine relative Reduktion der Sterberate um 22 Prozent mit HRT.

Die neuen Studendaten sind erfreulich, aber die Botschaft für den Praxisalltag ist daraus sicherlich nicht, dass bei jüngeren Frauen, die Hormone bekommen, die Vorteile in jedem Fall überwiegen. Nutzen und Risiken der HRT müssen nach wie vor bei jeder einzelnen Patientin sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. So wird bei einer Patientin der Nutzen einer HRT wohl kaum überwiegen, wenn diese Frau etwa wegen einer genetischen Disposition ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hat.

Auch das erhöhte Ovarialkrebs-Risiko mit HRT ist zu bedenken. Das bestätigen die Ergebnisse einer dänischen Studie mit mehr als 900 000 Frauen (JAMA 302, 2009, 298). Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von acht Jahren waren 3068 Ovarialkarzinome diagnostiziert worden. Im Vergleich zu Frauen, die niemals Hormone erhalten hatten, betrug die Inzidenz für ein Malignom bei Frauen unter HRT 1,38.

Das sagt die S3-Leitlinie zur Hormontherapie

  • Mammakarzinom-Risiko: Eine Östrogen-Gestagen-Therapie (EPT) erhöht das Brustkrebsrisiko. Die Risikoerhöhung zeigte sich ab einer Anwendungsdauer von fünf oder mehr Jahren. Das relative Risiko mit EPT lag in der WHI-Studie bei 1,26. Metaanalysen zeigten eine Steigerung des Brustkrebsrisikos auch durch eine Östrogen-Therapie (ET). Der Effekt war aber schwächer ausgeprägt als der einer EPT. Zudem war die Risikoerhöhung erst nach längeren Anwendungszeiten zu beobachten. Nach Absetzen einer Hormontherapie sinkt das Risiko.
  • Ovarialkarzinom-Risiko: Jüngere Metaanalysen zeigten eine Steigerung des Ovarialkarzinom-Risikos bei ET oder EPT; inwieweit Unterschiede zwischen ET und EPT bestehen, ist unklar. In der Million Women Study lag das Risiko für die Ovarialkarzinominzidenz bei 1,20. (ikr)

Mehr Infos auf www.dggg.de

Lesen Sie dazu auch: Seit 2002: Rückgang der Hormontherapie

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