COVID-19-Patienten in Frankfurt

Fehlende Symptome schließen SARS-CoV-2-Infektion nicht aus

Auch asymptomatische SARS-CoV-2-Infizierte können das neue Coronavirus wohl übertragen. Dass ein symptombasiertes Screening alleine nicht ausreicht, haben nun Ärzte des Uniklinikums Frankfurt gezeigt.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Mit Bussen werden Deutsche, die aus dem vom Coronavirus betroffenen chinesischen Wuhan ausgeflogen wurden, vom Flughafen Frankfurt am Main in die Quarantäne nach Germersheim gefahren.

Mit Bussen werden Deutsche, die aus dem vom Coronavirus betroffenen chinesischen Wuhan ausgeflogen wurden, vom Flughafen Frankfurt am Main in die Quarantäne nach Germersheim gefahren.

© Boris Roessler/dpa

Frankfurt/Main. Ein rein symptombasiertes Screening konnte womöglich Infizierte mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-19 übersehen. Darauf deuten erste Auswertungen von Ärzten des Uniklinikums in Frankfurt am Main, dem dortigen Gesundheitsamt und einem Virologen aus Marburg.

Außerdem konnten sie nachweisen, dass selbst afebrile und auch sonst symptomfreie Personen infiziert und potenziell kontagiös sein können (NEJM 2020; online 18. Februar).

Anfang Februar wurden 126 Personen, darunter zu einem Großteil deutsche Staatsbürger, aus der chinesischen Provinz Hubei, wo bisher über 70 Prozent aller Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 aufgetreten sind, nach Frankfurt am Main ausgeflogen.

Während des Fluges nach Deutschland wurden demnach 10 der 126 Personen isoliert: Zwei Personen hatten Kontakt zu einem erwiesenermaßen SARS-CoV-2-Infizierten, zwei Verwandte dieser Personen wurden vorsorglich ebenfalls isoliert, und sechs Personen wurden isoliert, weil sie Symptome einer Atemwegsinfektion zeigten.

Nur einer hatte Fieber

Direkt nach Ankunft wurden diese zehn Personen in das Universitätsklinikum Frankfurt gebracht und dort behandelt. Bei keinem von ihnen war das Coronavirus in Sputum oder Rachenabstrich nachweisbar.

Die restlichen 116 Personen im Alter von fünf Monaten bis 68 Jahren wurden im Medical Assessment Center am Frankfurt Flughafen zunächst untersucht. Nur einer hatte Fieber und wurde ebenfalls in das Universitätsklinikum Frankfurt überstellt. Bei ihm wurde schlussendlich aber kein Virus nachgewiesen.

Ein weiteres Ergebnis war allerdings besorgniserregend: Als die Ärzte die übrigen Personen, die alle kein Fieber hatten, auf SARS-CoV-2 screenten, wurden sie bei zwei Personen fündig. In Zellkultur stellte sich heraus, dass die aus den Proben gewonnenen Viren infektiös waren.

Es scheint daher also tatsächlich so zu sein, dass auch asymptomatische Patienten das Virus übertragen können. Beide Infizierten wurden ebenfalls in das Frankfurter Uniklinikum überstellt, einer der Patienten entwickelte in Folge eine leichte Pharyngitis und ein schwaches Exanthem, aber weiterhin kein Fieber.

Fiebersensoren keine wirklich gute Maßnahme

„Ein Screening, das allein auf Symptomen basiert, ist beim Erkennen von SARS-CoV-2-Infizierten ineffizient“, bemerken die behandelnden Ärzte hierzu. Dies ist ein weiterer Hinweis, dass etwa Fiebersensoren an Flughäfen keine wirklich gute Maßnahme sind, um ein Einschleppen des Virus zu verhindern.

Alle Patienten, die nicht zur Behandlung in das Uniklinikum eingeliefert wurden, wurden in die Bundeswehrkaserne Germersheim gebracht. Dort standen sie 14 Tage unter Quarantäne und unter ständiger Kontrolle. Mittlerweile konnten sie aus der Quarantäne entlassen werden, keiner von ihnen hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Auch aus dem Uniklinikum Frankfurt wurden mittlerweile mehrere Patienten wieder entlassen.

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