Forschung am DKFZ

Neue Trümpfe gegen Viren als Krebsauslöser

Infektionen sind ein Risikofaktor für Malignome. Impfungen und Wirkstoffe gegen auslösende Viren schützen.

Dr. Bianca BachVon Dr. Bianca Bach Veröffentlicht:
HPV-Impfung. DKFZ-Forscher haben eine neue HPV-Vakzine entwickelt, die eine schützende Immunantwort gegen alle onkogenen HPV, Genitalwarzen-HPV und kutane HPV erzeugt.

HPV-Impfung. DKFZ-Forscher haben eine neue HPV-Vakzine entwickelt, die eine schützende Immunantwort gegen alle onkogenen HPV, Genitalwarzen-HPV und kutane HPV erzeugt.

© Tobias Arhelger / stock.adobe.com

Heidelberg. Virusinfektionen tragen zu etwa 15 Prozent der Krebserkrankungen bei. Am häufigsten sind das hepatozelluläre Karzinom (HCC) durch Hepatitisviren (HBV/HDV, HCV) sowie Malignome von Zervix, Anogenitalbereich, Kopf, Hals und Mundhöhle durch humane Papillomaviren (HPV). Bei beiden gibt es neue Präventionsansätze.

Viren fördern die Karzinogenese direkt, indem sie über virale Onkogene Zellen zur Teilung anregen oder nach Einbau ihres Genoms in menschliche Zellen dort Onkogene aktivieren oder Tumorsuppressorgene inaktivieren, erläuterte Professor Ralf Bartenschlager vom Fachbereich „Virus-assoziierte-Karzinogenese“ am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) aus Anlass des Weltkrebstages.

Wie Viren Krebs fördern

Solche Mechanismen überwiegen bei EBV (Epstein-Barr-Virus), HPV, HHV-8 (humanes Herpesvirus Typ 8), HTLV1 (humanes T-Zell-lymphotropes-Virus Typ 1) und MCV (Merkelzell-Polyomavirus). HIV und Hepatitisviren fördern die Krebsentstehung vor allem indirekt: indem sie das Immunsystem supprimieren, den programmierten Zelltod verhindern, den Zellstoffwechsel verändern und vor allem durch chronische Entzündung.

Voraussetzung ist eine persistierende Infektion durch die Viren. „Nur dann sind sie auch krebsbegünstigend“, so Bartenschlager. Gelingt es, den Erreger zu eliminieren oder eine Infektion durch Impfung von vornherein zu verhindern, beugt das auch dem Krebs vor.

Neue HPV-Vakzine entwickelt

DKFZ-Forscher haben einen neuen HPV-Impfstoff (PANHPVAX) entwickelt, der eine schützende Immunantwort gegen alle onkogenen HPV, Genitalwarzen-HPV und kutane HPV erzeuge. Wie Bartenschlager berichtete, enthält er ein einziges Antigen, das aber in acht verschiedenen HP-Viren vorkommt. Er sei extrem thermostabil, „also ein idealer Impfstoffkandidat für arme Länder, in denen keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist.“ Gerade dort ist HPV am stärksten verbreitet. Eine Phase-I-Studie starte demnächst.

Bereits verfügbar sei ein von Molekularvirologen der Universität Heidelberg entwickelter Wirkstoff gegen Hepatitis D: Hepcludex®/Bulevirtid bindet nach subkutaner Gabe spezifisch an den HBV/HDV-Rezeptor auf Hepatozyten und verhindert so die Virus-Aufnahme. Wegen guter Wirksamkeit und Verträglichkeit in zwei Phase-II-Studien habe die europäische Arzneimittelbehörde EMA es im letzten Jahr vorläufig zugelassen, Phase-III-Studien laufen. Zwar schütze die HBV-Impfung auch gegen HDV, das nur als Ko-infektion bei etwa zehn Prozent der weltweit rund 250 Millionen Hepatitis B-Infizierten vorkommt, so Bartenschlager. Eine Therapie gab es aber bisher nicht. Die Ko-Infektion beschleunigt den Leberschaden und erhöht das Risiko für Zirrhose und HCC.

Anders als bei Malaria, HIV und Tuberkulose hat die Mortalität durch Virushepatitiden zwischen 2000 und 2015 stetig zugenommen und zuletzt das Niveau der Tuberkulose erreicht. Eine Herausforderung auch für die Krebsforschung: „Das zeigt, dass da noch viel Luft nach oben ist.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fortgeschrittenes BRAF-V600E-mutiertes NSCLC

Langanhaltendes Ansprechen mit neuer zielgerichteter Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pierre Fabre Pharma GmbH, Freiburg im Breisgau

Erstlinientherapie des metastasierten NSCLC

POSEIDON-Regime: Überlebensvorteil nach fünf Jahren anhaltend

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe Naturmedizin

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe Naturmedizin

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Abb. 2: PHAROS-Studie: progressionsfreies Überleben unter der Kombinationstherapie mit Encorafenib + Binimetinib in der ersten Linie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Fortgeschrittenes BRAF-V600E-mutiertes NSCLC

Langanhaltendes Ansprechen mit neuer zielgerichteter Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pierre Fabre Pharma GmbH, Freiburg im Breisgau
Abb. 1: Explorative Post-hoc-Analyse der POSEIDON-Studie: 5-Jahres-Gesamtüberleben der Patientinnen und Patienten mit nichtplattenepithelialem/plattenepithelialem NSCLC und Mutationen in KEAP1

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstlinientherapie des metastasierten NSCLC

POSEIDON-Regime: Überlebensvorteil nach fünf Jahren anhaltend

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Pflegekräfte als Teil des Schmerzmanagements

© NanSan / stock.adobe [Symbolbild mit Fotomodellen]

Schmerzen erfassen, bewerten und behandeln

Pflegekräfte als Teil des Schmerzmanagements

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die vestibuläre Migräne ist die häufigste Schwindelerkrankung der 20- bis 50-Jährigen. Die Betroffenen werden häufig nicht ernst genommen. Auf dem Schmerzkongress werden diagnostische und therapeutische Möglichkeiten diskutiert.

© vectorfusionart / stock.adobe.com

Schmerzkongress

Deutscher Schmerzkongress 2024: Das sind die Highlights