Zell-Umprogrammierung

Nierenzellen aus dem Reagenzglas

Neu gebildete Nierenzellen könnten die Erforschung und Behandlung von Nierenkrankheiten künftig voranbringen.

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FREIBURG. Forschern um Dr. Soeren Lienkamp, Emmy Noether-Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Innere Medizin IV (Nephrologie und Allgemeinmedizin), Uniklinikum Freiburg, und Dr. Sebastian Arnold, Emmy Noether-Forschungsgruppenleiter am Institut für Pharmakologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, ist es gelungen, vier Gene zu identifizieren, die Bindegewebszellen der Haut in nierenähnliche Zellen (iRECs) umzuwandeln können (Nature Cell Biology 2016; online 7. November). Diese vier Gene brachten die Forscher im Labor mit Hilfe speziell erzeugter Viren in Hautzellen ein, wodurch sich diese zu Nierenzellen entwickelten, teilt die Uniklinik Freiburg mit.

"Auch wenn unsere neu gezüchteten Zellen noch nicht identisch mit ihren natürlichen Verwandten sind, teilen sie erstaunlich viele Eigenschaften mit ihnen", wird Lienkamp in der Mitteilung zitiert. So sind zum Beispiel viele Gene aktiv, die auch in echten Nierentubuluszellen angeschaltet sind. Außerdem wachsen und verhalten sich iRECs ähnlich wie Zellen, die direkt aus Nieren gewonnen werden. Sie reagieren ebenso empfindlich auf einige nierenschädliche Medikamente wie ihre natürlichen Vorbilder. Außerdem könnten aus den reprogrammierten Zellen wertvolle Rückschlüsse gezogen werden, wie Nierenzellen normalerweise im Körper gebildet werden, so der Entwicklungsbiologe Arnold.

"Die Herausforderung liegt nun darin, die Eigenschaften dieser Zellen so zu nutzen, dass wir Krankheitsprozesse besser verstehen", sagt Dr. Michael Kaminski, Erstautor der Studie und Arzt an der Klinik für Innere Medizin IV des Uniklinikums Freiburg. Außerdem will die Forschergruppe Effizienz und Qualität der Reprogrammierung verbessern, um sobald wie möglich Hautzellen von nierenerkrankten Patienten in Nierenzellen umzuwandeln. Bis eine solche Zell-Umprogrammierung im Menschen selbst, etwa bei bindegewebig vernarbten Nieren, Anwendung findet, ist es noch ein langer Weg. Die Einschleusung der Gene mittels Viren ist nicht risikofrei, und es ist eine große Herausforderung, die Niere mit derartigen Viren zu erreichen, so die Uniklinik. (eb)

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