Forschungsgelder

Nur ein Prozent für Antibiotika

Resistenzen gegen Antibiotika - auch neuerer Generationen - treiben Ärzte und Forscher um. Nun zeigt eine britische Studie: Trotz des bekannten Problems gibt es kaum Forschungsgelder für neue Arzneien.

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Wo sind als die Antibiotika hin?

Wo sind als die Antibiotika hin?

© Schlierner / fotolia.com

BIRMINGHAM. Trotz des weltweit zunehmenden Problems multiresistenter Erreger steckt die Antibiotikaforschung in der Krise. Eine neue Studie aus Großbritannien weist nun auf eine mögliche Ursache dafür hin: den geringen Anteil öffentlicher Forschungsgelder.

Laut einer Analyse der Mikrobiologin Professor Laura Piddock von der Universität im britischen Birmingham fließen nicht einmal ein Prozent der öffentlichen und gemeinnützigen Fördergelder in die Antibiotikaforschung. In den Jahren 2008 bis 2013 seien es gerade einmal 0,7 Prozent der Zuwendungen für Forschungsprojekte in Großbritannien gewesen (Lancet Infect Dis 2014; 14(8): 725).

In absoluten Zahlen waren es 95 Millionen Pfund (rund 120 Millionen Euro), die britische Wissenschaftler in den sechs Jahren für ihre Antibiotikaforschung einwerben konnten. Insgesamt hätten die öffentlichen und karitativen Geldgeber in diesem Zeitraum allerdings 13.846 Millionen Pfund (also 17,5 Milliarden Euro) als Fördermittel bereitgestellt.

Davon gingen insgesamt 269 Millionen Pfund in bakteriologische Forschungsprojekte (1,9 Prozent), wozu allerdings auch andere Studien als die Antibiotikaforschung gehören. Drittmittel von der Pharmaindustrie konnte Piddocks Team nicht mit in die Analyse einbeziehen, da diese in den wenigsten Fällen systematisch veröffentlicht werden.

Zusätzlich konnten britische Forscher in den sechs ausgewerteten Jahren auch von Fördermitteln aus der EU profitieren, da sie an zahlreichen europäischen Forschungskonsortien beteiligt sind. Insgesamt flossen hier 181 Millionen Pfund aus der EU an Projekte mit britischer Beteilung. Zwei davon wurden im Rahmen der IMI-Initiative allein mit 85 Millionen Pfund gefördert.

Piddock sieht in ihrer Auswertung ein krasses Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Antibiotikaforschung belegt. So steigt seit Jahren die Zahl der Publikationen zu Resistenzen, was das wachsende Problem unterstreicht. Doch seit Anfang der 1990er Jahre werden immer weniger neue Antibiotika zugelassen.

Waren es im Jahr 1992 in Großbritannien noch acht neue Präparate, ist es nunmehr höchstens eines pro Jahr, das auf der Insel zugelassen wird. Für Piddock ist die derzeitige Forschungsförderung deswegen völlig "inadäquat". Sie fordert ein dringendes und substanzielles Wachstum der Forschungsgelder. (nös)

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