Otitis media - Antibiotika sind nicht die erste Wahl

München (eis). Auch häufige Mittelohrentzündungen sind bei Kindern nicht unbedingt ein Grund zur Sorge, wie eine Studie aus Deutschland nahelegt. Wegen der hohen Selbstheilungsrate sollten Antibiotika nur sehr restriktiv eingesetzt werden.

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Trommelfell wirklich gerötet und gewölbt? Diagnostik bei Otitis media.

Trommelfell wirklich gerötet und gewölbt? Diagnostik bei Otitis media.

© Foto: Photodisc

Für die Studie haben Forscher Daten der LISA-Geburtskohorte mit 3097 Kindern aus verschiedenen Regionen Deutschlands analysiert (Eur J Ped, online first). Die Eltern hatten dabei in den ersten sechs Lebensjahren regelmäßig über Krankheiten der Kinder berichtet. In den ersten beiden Lebensjahren war danach Otitis media am häufigsten, mit im Mittel 2,2 Episoden bei jedem Kind. Nach sechs Jahren hatten knapp 67 Prozent der Kinder mindestens eine Mittelohrentzündung und 14 Prozent eine Pneumonie gehabt. "Drei Kriterien müssen für die Diagnose Otitis media erfüllt sein", betont Privatdozent Johannes Liese vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München: akute Krankheit mit Fieber und Ohrenschmerzen, gerötetes Trommelfell sowie vorgewölbtes Trommelfell als Hinweis auf einen Erguss. Sind die drei Punkte erfüllt, empfiehlt er nur bei Kindern unter sechs Monaten, sofort mit einem Antibiotikum zu behandeln. Bei älteren Kindern rät er, in der Regel zwei Tage abzuwarten und erst dann bei persistierenden Symptomen ein Antibiotikum zu verordnen.

"Über 90 Prozent fallen dabei raus", so der Pädiater. "Die wichtigste Maßnahme ist eine ausreichende Schmerztherapie", sagt er und rät zu Ibuprofen oder Paracetamol drei- bis viermal am Tag. Nasentropfen werden außerdem empfohlen. Verdächtig sei es, wenn ein Kind mehr als sechs- bis achtmal im Jahr eine Mittelohrentzündung bekommt. Dann sollte eine HNO-Untersuchung erfolgen oder bei häufigen polytopen Infekten auch ein möglicher Immundefekt abgeklärt werden.

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