ProtecT-Studie

Prostata-Ca: Pluspunkte für Radiatio

Eine Langzeitstudie zu Prostatakrebs belegt: Patienten profitieren von früher Therapie. Dabei ist Bestrahlung ebenso effektiv wie eine Op, aber schonender.

Veröffentlicht:

BERLIN. Männer mit Prostatakrebs leiden später und seltener unter Inkontinenz oder Potenzstörungen, wenn sie sich für eine Bestrahlung des Tumors statt für eine Op entscheiden, hat eine jetzt veröffentlichte Studie ergeben (NEJM 2016, 375(15):1415-1424)und 375(15):1425-1437).

Die Studie zeigt nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), dass die Strahlentherapie für viele Männer eine vergleichbar effektive, aber schonendere Alternative zur Op ist.

Drei Optionen im Vergleich

In der großen prospektiven britischen Studie ProtecT mit 1643 Patienten wurden beide Verfahren, Op und Radiatio untersucht, und mit abwartender Haltung verglichen.

Nach zehn Jahren zeigte sich ein deutlicher Vorteil für Op oder Strahlentherapie im Vergleich zu abwartender Haltung, fasst die DEGRO die Ergebnisse der Studie in einer Mitteilung zusammen. Dieser positive Effekt einer frühen Therapie, sei es Op oder Radiatio, spiegele sich in weniger lokalem Fortschreiten der Erkrankung sowie in einer geringeren Anzahl von Patienten mit Metastasen wider. Nach zehn Jahren seien allerdings gleich viele Patienten bei allen drei Behandlungsformen infolge ihres Prostatakrebs gestorben.

Lebensqualität im Fokus

"Die Strahlentherapie ist über die Jahre nicht nur effektiver geworden, sondern die Wahl der Behandlung hat auch wichtige Auswirkungen auf die Lebensqualität", wird Professor Jürgen Debus, Präsident der DEGRO und Direktor der Klinik für RadioOnkologie am Uniklinikum Heidelberg in der Mitteilung zitiert.

Eine Op kann zum Beispiel infolge einer Verletzung der Harnröhre oder der Nerven im Bereich der Prostata eine Inkontinenz zur Folge haben. Ein halbes Jahr nach der Op mussten 46 Prozent der Patienten regelmäßig Einlagen tragen, nach der Radiotherapie war dies nur bei vier Prozent der Patienten der Fall, heißt es in der Mitteilung der DEGRO.

Vorteil auch in puncto Potenzstörungen

In puncto Potenzstörungen waren sechs Monate nach Op nur noch zwölf Prozent der Männer zum Geschlechtsverkehr in der Lage. Vor der Therapie waren es noch 67 Prozent. Auch die Bestrahlung kann die Potenz negativ beeinflussen: Der Anteil der Männer, die sechs Monaten nach der Bestrahlung noch über eine ausreichende Erektionsfähigkeit verfügten, sei mit 22 Prozent jedoch fast doppelt so hoch wie nach der Op gewesen.

Durch die Anwendung hochpräziser Techniken, wie der Intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) könnten Nebenwirkungen, etwa am Enddarm, deutlich vermindert werden. Stuhlinkontinenz war in der Studie ProtecT nach Radiatio nicht häufiger als nach Op.

Patienten über Alternativen informieren!

Die Sprecherin der DEGRO, Professor Stephanie E. Combs hält es für wichtig, Patienten über den Vorteil einer frühen Behandlung zu beraten. Die Direktorin der Klinik und Poliklinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie im Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (TUM), betrachtet die Strahlentherapie als eine schonende Alternative, über die alle Patienten vor einer Entscheidungsfindung beraten werden sollten.

Die Behandlung zieht sich über einen längeren Zeitraum: Mit Op und anschließender Erholung muss man einige Wochen einplanen, eine Strahlentherapie dauert zirka acht Wochen. Kürzere Behandlungszeiten, die sogenannte Hypofraktionierung, werden derzeit widersprüchlich diskutiert. Weitere prospektive Studien würden derzeit noch durchgeführt, so Combs. "Die hypofraktionierte Therapie sollte deshalb nur in begründeten Fällen und unter hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards durchgeführt werden." (eb)

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