Clarithromycin
Resistenzen gegen H. pylori nehmen zu
Barcelona. Die Rate der gegen Clarithromycin resistenten Helicobacter pylori hat sich in Europa in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
Das hat eine Studie mit über 1200 Patienten aus 18 europäischen Ländern – darunter Deutschland – ergeben, berichtet die United European Gastroenterology (UEG), aus Anlass ihrer Tagung in Barcelona.
Betrug der Anteil von H. pylori mit primärer Resistenz gegen das Antibiotikum im Jahr 1998 noch etwa zehn Prozent, seien es im Jahr 2018 schon fast 22 Prozent gewesen.
Auch die primären Resistenzen gegen Levofloxacin und Metronidazol nehmen zu, wenn auch nicht so stark. So stieg die Rate gegen Levofloxacin resistenter Erreger von etwa 14 Prozent im Jahr 2008 auf rund 16 Prozent in 2018; die Raten der Metronidazol-Resistenz betrugen 33 Prozent im Jahr 1998 und 39 Prozent 2018.
„Alarmierender Anstieg“
Der Anstieg der Resistenz-Raten von H. pylori sei alarmierend, so Studienleiter Professor Francis Megraud von der Uni in Bordeaux, in der UEG-Mitteilung. Eine weitere Zunahme der Resistenzen werde die Therapieoptionen weiter limitieren, wenn keine neuen Behandlungsstrategien entwickelt würden.
Bereits 2017 hatte die Weltgesundheitsorganisation Clarithromycin-resistente H. pylori auf die Liste der Erreger gesetzt, gegen die mit hoher Priorität neue Antibiotika entwickelt werden müssen.
Eine primäre Clarithromycin-Resistenz reduziere die Eradikationsrate der Erstlinientherapie mit einer Standardtripeltherapie mit Clarithromycin und Amoxicillin um 66 Prozent und die einer Standardtripeltherapie mit Clarithromycin und Metronidazol um 35 Prozent, heißt es in der aktuellen deutschen S2k-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“.
Daher bestimmt die primäre Clarithromycin-Resistenz auch die Wahl der Erstlinientherapie. So soll bei hoher Wahrscheinlichkeit für eine Resistenz eine Bismut-haltige Quadrupeltherapie oder eine kombinierte („konkomittierende“) Vierfachtherapie eingesetzt werden.
Höchste Resistenzrate in Süditalien
Riskofaktoren für eine hohe primäre Clarithromycin-Resistenz sind, neben einer frühen Makrolidbehandlung – an die sich Patienten allerdings selten zurückerinnern – die Herkunft aus Süd- und Osteuropa, erinnert Professor Wolfgang Fischbach vom Klinikum Aschaffenburg in einem Fortbildungsbeitrag (Gastro News 2019; 6: 28-35).
Dies wurde auch in der aktuellen Studie von Megraud und Kollegen bestätigt: Die höchsten primären Resistenzraten fanden sich demnach in Süditalien (36,9 Prozent), Kroatien (34,6 Prozent) und Griechenland (30 Prozent), heißt es in der UEG-Mitteilung. In Deutschland betrug die Resistenzrate 22,2 Prozent. Niedrige Resistenzraten gibt es dagegen etwa in Lettland (6,8 Prozent) und Dänemark (5 Prozent).
Ist die Wahrscheinlichkeit für eine primäre Clarithromycin-Resistenz niedrig, empfiehlt die deutsche Leitlinie die Standardtripel- oder die Bismut-Quadrupeltherapie.
„Auch wenn für die Standardtripeltherapie in der Leitlinie eine Behandlungsdauer von sieben bis 14 Tagen angegeben wird, kann man eine einwöchige Therapie eigentlich nicht mehr mit gutem Gewissen vertreten“, schreibt Fischbach in seinem Beitrag.
Er verweist dabei auf eine Netzwerkmetaanalyse, die nach Veröffentlichung der Leitlinie erschienen ist. Sie habe aufgezeigt, dass auch in Regionen mit niedriger Clarithromycin-Resistenz 14-tägige Protokolle und Vierfachtherapien der siebentägigen klassischen Tripeltherapie eindeutig überlegen seien (
Gut 2017; 67: 20-27). „Dies bedeutet aus meiner heutigen Sicht: Entweder Standardtripeltherapie über 14 Tage oder eine zehntägige Bismut-Quadrupeltherapie“, so Fischbach.