Sind Migrantinnen anders schwanger?

In einer Berliner Großstudie wird untersucht, wie die Schwangerschaft bei Migrantinnen verläuft.

Veröffentlicht:

BERLIN (gvg). Welchen Einfluss hat ein Migrationshintergrund auf die Art der Geburt und die Gesundheit der Neugeborenen? Dieser Frage geht eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie nach, bei der in Berlin insgesamt 8000 Schwangerschaften ausgewertet werden sollen.

Jeder fünfte Mensch in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, kommt also aus einem anderen Land oder stammt in zweiter oder dritter Generation von einem Zuwanderer ab.

Trotz dieser hohen Zahl sei bisher erstaunlich wenig über mögliche Besonderheiten von Schwangerschaft und Geburten in dieser Population bekannt, sagte Professor Matthias David von der Klinik für Gynäkologie der Charité Berlin.

In anderen Ländern ist das anders: So gebe es breit angelegte Untersuchungen aus Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien, die zeigten, dass bei Migrantenkindern zum Beispiel weniger Kaiserschnitte gemacht würden.

Zumindest in Subgruppen sei in diesen Untersuchungen auch das medizinische Outcome der Neugeborenen schlechter gewesen, so David beim 25. Deutschen Kongress für Perinatale Medizin in Berlin.

Häufiger Anämien?

Wie das in Deutschland ist, ist bisher weitgehend unklar. Das einzige, was es gebe, seien Daten aus Qualitätssicherungsprogrammen. Sie deuteten bei aller notwendigen Vorsicht der Interpretation darauf hin, dass es auch in Deutschland Unterschiede zwischen "Migranten-Geburten" und "Nicht-Migranten-Geburten" geben könnte, wie David betonte.

So scheinen bei Migrantinnen weniger geplante Kaiserschnitte vorzukommen. Es werden möglicherweise weniger Periduralanästhesien verabreicht. Und: Eine Anämie vor oder nach der Entbindung scheint bei Müttern mit Migrationshintergrund häufiger zu sein.

Um hier bessere Zahlen zu haben, läuft in Berlin noch bis Anfang 2012 eine Großstudie, an der sich sowohl die Universität als auch die Vivantes-Kliniken beteiligen.

In der Berliner Studie werden bei 8000 Schwangerschaften die Mütter befragt und die medizinischen Verläufe ausgewertet. "Erste Ergebnisse werden in ungefähr einem Jahr vorliegen", berichtete David. Die Bereitschaft der Familien, an der Studie mitzumachen, sei hoch: "Wir haben Zustimmungsquoten von über 90 Prozent."

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündliche Darmerkrankung noch vor Ausbruch identifizieren

Lesetipps
Dass es in der Medizin zwischen Männern und Frauen relevante Unterschiede gibt, ist schon länger bekannt. Dennoch werden immer noch insbesondere Frauen häufig schlecht versorgt, weil beispielsweise beim Herzinfarkt frauentypische Symptome nicht richtig gedeutet werden.

© zagandesign / stock.adobe.com

Stärkere Verankerung im Studium

Gendermedizin: Vorbehalte in der Ärzteschaft gibt es immer noch

Ein Kind kratzt sich an der atopischen Haut in der Ellenbogenkuhle.

© Marina Terechowa / stock.adobe.com

Drei-Stufen-Schema

Atopische Dermatitis bei Kindern: Wie eine effektive Therapie aussieht

HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick