Statine bevorzugen kein Geschlecht

Statine bevorzugen kein Geschlecht. Zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse und zur Reduktion der Mortalität sind diese Lipidsenker für Frauen ebenso gut geeignet wie für Männer, so das Ergebnis der bislang umfangreichsten Metaanalyse zu diesem Thema.

Veröffentlicht:
Egal, ob Patientin oder Patient: Ein Cholesterinsenker bessert die Prognose bei beiden in gleichem Maße.

Egal, ob Patientin oder Patient: Ein Cholesterinsenker bessert die Prognose bei beiden in gleichem Maße.

© Ramona Heim / fotolia.com | emil umdorf / imago

BOSTON (ob). Einzeln sind selbst die größten klinischen Studien zu klein, um zuverlässige Informationen zur geschlechtsspezifischen Wirksamkeit von Statinen liefern zu können.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. William Kostis aus Boston hat deshalb unter diesem Aspekt Daten aus 18 klinischen Studien zur Primär- und Sekundärprävention metaanalytisch ausgewertet (JACC 2012; 59: 572).

Beide Geschlechter profitierten demnach prognostisch in gleichem Maße von der Cholesterinsenkung mit Statinen. So konnte damit das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Frauen relativ um 19 Prozent und bei Männern relativ um 23 Prozent jeweils signifikant gesenkt werden.

Als für beide Geschlechter signifikant erwies sich auch der Effekt auf die Gesamtsterberate, die im Studienzeitraum bei Frauen um 10 Prozent und bei Männern um 16 Prozent reduziert wurde. Auch die Reduktion von Schlaganfällen kam beiden Geschlechtern zugute.

Kleines Manko

Grundlage der Metaanalyse bilden die klinischen Daten von insgesamt 141235 Studienteilnehmern, darunter 40.275 Frauen (29 Prozent). Sie sind in den berücksichtigten Studien im Schnitt vier Jahre lang mit Statinen wie Atorvastatin, Simvastatin oder Rosuvastatin behandelt worden.

Als Kommentatorin der Metaanalyse macht Dr. Lori Mosca aus New York in einem Editorial allerdings auf ein kleines Manko aufmerksam. Zwar sieht auch sie in den Ergebnissen einen Beleg für den gleichen proportionalen Nutzen von Statinen bei beiden Geschlechtern.

Allerdings wäre nach ihrer Ansicht zu wünschen gewesen, dass der Nutzen der Statine nicht nur - wie in der Metaanalyse - in der Kategorie der relativen Risikoreduktion, sondern auch in Form des absoluten Nutzens verdeutlicht worden wäre.

Besonders in Studien zur Primärprävention bei Personen ohne manifeste Gefäßerkrankung sei der absolute Nutzen von Statinen bei Frauen wegen ihres niedrigeren Mortalitätsrisikos geringer gewesen als bei Männern.

Dies könne in der Praxis bedeuten, dass Frauen seltener ein Statin benötigen als Männer.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Antisense-Medikament

Olezarsen senkt Triglyzeride in Phase-III-Studie

Eine gefährliche Kombination

Diabetes und Depressionen gehen oft Hand in Hand

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 01.02.201214:40 Uhr

Genderspezifische Statine?

Diese Studie | J Am Coll Cardiol, 2012; 59:572-582 | doi:10.1016/j.jacc.2011.09.067 | der "American College of Cardiology Foundation" rückt erfreulicher Weise die in der Ärzte Zeitung noch vor zwei Tagen kommentierte, retrospektive "Kaffeesatz"-Studie zurecht, nach der angeblich Statine das Diabetes-Risiko bei älteren Frauen um fast 50 % hochschnellen lassen würden. Vgl.:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/803063/statine-lassen-diabetes-risiko-ansteigen.html

Es gibt für beide Geschlechter bei kardiovaskulärem Risiko einen signifikanten B e n e f i t für Statinmedikation. Nur ist dieser wegen der geringeren Inzidenz/Prävalenz und der späteren Erstmanifestation ("late onset") kardiovaskulärer Erkrankungen bei Frauen etwas weniger ausgeprägt. Da generell Frauen und Männer bei Typ 2 Diabetes mellitus ein erheblich höheres Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen haben, sollte bei dieser Komorbidität die Indikation zur Statintherapie risikoadaptiert gestellt werden.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren