Forschung

Stress macht die Knochen morsch

Psychische Belastungen wirken sich negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Dies offenbart eine Studie aus Potsdam.

Veröffentlicht:
Den Stress am besten wegkicken: Gelingt das nicht, kann er offenbar auf die Knochen gehen.

Den Stress am besten wegkicken: Gelingt das nicht, kann er offenbar auf die Knochen gehen.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

Potsdam. Akuter und chronischer Stress „fährt“ uns langfristig in die Knochen. Zu diesem Ergebnis sind Forscher um Professor Pia-Maria Wippert, Uni Potsdam, gekommen (Psychother Psychosom 2019; online 22. Oktober).

In ihrer Studie wiesen die Wissenschaftler nach, dass sich eine längere physiologische Belastung wie chronischer Stress oder ein frühkindliches Trauma auch Jahre später noch negativ darauf auswirken, wie sich der Knochenstoffwechsel an hohe Stressbelastungen anpassen kann.

In einem ersten Schritt fand das Team anhand von Blutproben aus der Humanstudie DepReha heraus, dass sich der Knochenstoffwechsel während einer akuten Depressionsepisode an die erhöhte Belastung anpasst.

In einem zweiten Schritt stellten die Forscher fest, dass diese Anpassung – unabhängig vom Geschlecht – unterschiedlich stark ausfällt und die Ursachen dafür in der biografischen Belastung einer Person zu suchen sind.

Chronischer Stress mit Folgen

Konkret gibt es bei Menschen mit hoher physiologischer Belastung, etwa durch chronischen Stress, gar keine oder eine nur noch reduzierte anabole Anpassung. Menschen, die ein frühkindliches Trauma erlebt haben, zeigen durch die damit einhergehende höhere Stressreaktivität während einer Depressionsepisode wiederum eine überschießende anabole Reaktion. Bei beiden biografischen Belastungsformen steigt das Risiko einer geringeren Knochenmineraldichte.

„Die Differenzierung einer unterschiedlichen metabolischen Anpassung entlang der biografischen Risikolast wird mit Blick auf Medikation und Therapieformen bedeutsame Konsequenzen in der Behandlung von depressiven Patienten haben“, wird Wippert in einer Mitteilung der Uni Potsdam zitiert. „Die Erkenntnis könnte ein wesentlicher Schritt für die Prävention altersbedingter Erkrankungen wie Osteoporose, Arthrose und Marschfrakturen sein.“

Wippert und ihre Potsdamer Kollegin Professor Karin Würtz-Kozak hatten schon 2015 begonnen, Wechselwirkungen zwischen Depressionen, neuroendokrinen Stressreaktionen und Knochenstoffwechsel zu untersuchen. Bei ersten Knochenmikrostrukturanalysen an Mäusen, die zuvor frühkindlichem Stress ausgesetzt waren, wiesen sie Veränderung der Knochen, etwa bei neuronalen Strukturen, nach. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Disease Management

DMP Osteoporose: Start in Sachsen am 1. Juli

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Abb. 1: Veränderung der Krankheitsaktivität, gemessen mittels Simple Disease Activity Index (SDAI) zwischen Baseline und Woche 16

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Ernährung bei rheumatoider Arthritis

Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke soll Nährstofflücken schließen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Schär Deutschland GmbH, Ebsdorfergrund
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung