Therapie mit AT1-Blockern hat antidiabetogenen Effekt

MÜNCHEN (wst). Hypertoniker haben bekanntlich ein überdurchschnittliches Risiko für Typ-2-Diabetes. Studien haben ergeben: Eine antihypertensive Therapie mit einem Sartan kann eine manifeste Glukosestoffwechsel-Entgleisung verzögern oder sogar verhindern. Dabei haben glitazonähnliche Effekte eine Bedeutung.

Veröffentlicht:

Diesen Zusatznutzen der Sartane im Vergleich zu einer Therapie mit älteren Blutdrucksenkern haben etwa die LIFE- oder die VALUE-Studie ergeben. In den Untersuchungen hatten Patienten mit Sartan-Therapie eine um 20 bis 25 Prozent niedrigere Diabetesrate als Patienten, die mit älteren Antihypertensiva behandelt wurden. Darauf hat Professor Ulrich Kintscher von der Charité Berlin hingewiesen.

Mehrere Mechanismen könnten diesen zusätzlichen Sartan-Nutzen erklären, so Kintscher bei einem von MSD unterstützten Symposium zum Hochdruckliga-Kongreß. So kann eine Behandlung mit einem AT1-Rezeptor-Blocker die Durchblutung der Bauchspeicheldrüse und damit auch die Insulinsekretion verbessern. Außerdem könnten Sartan-Effekte wie eine gesteigerte Skelettmuskeldurchblutung und eine herabgesetzte Sympathikusaktivität die Insulinsensitivität stärken, sagte der Kollege.

Dazu gibt es inzwischen experimentelle Befunde, wonach einige Sartane die Aktivität des nukleären Transkriptionsfaktors PPAR gamma (Peroxisom Proliferator Aktivierter Rezeptor) steigern, sagte Kintscher. Eine Aktivierung dieses Rezeptors geht mit erhöhten Adiponektin-Serumspiegeln und mit einem erniedrigten Triglycerid-Gehalt in Leber und Skelettmuskeln einher.

Bekannte synthetische Agonisten dieses vor allem im Fettgewebe lokalisierten Rezeptors sind die Glitazone. Und deren günstiger Einfluß auf den Zucker- und Fettstoffwechsel sowie das damit verbundene antidiabetogene Potential werden zu einem erheblichen Teil der Aktivierung von PPAR gamma zugeschrieben.

In vitro entfalten vor allem Telmisartan und Irbesartan eine glitazonähnliche Wirkung auf PPAR gamma. Jedoch hat auch einer der Hauptmetaboliten des Losartans, nämlich das für die AT1-Rezeptorblockade eher unbedeutende EXP3179, ein erhebliches Aktivierungspotential für PPAR gamma, haben Wissenschaftler von der Charité jetzt in vitro nachgewiesen. Somit könnte Losartan (Lorzaar®) auch in vivo glitazonähnliche Effekte unter Beweis stellen.



STICHWORT

PPAR gamma

Über den Peroxisomen-Proliferator aktivierten Rezeptor gamma (PPAR gamma) werden Gene für die Glukosehomöostase und Adipogenese reguliert. Die Rezeptoren kommen im Fettgewebe, aber auch in Leber, Darm, Niere, Gefäßwand und Pankreas-Betazellen vor. Glitazone und wohl auch Sartane aktivieren den PPAR-gamma-Rezeptor und erhöhen die Insulin-Sensitivität. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

„Das Blatt wendet sich“

RAS-Blocker präoperativ eher nicht absetzen?

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!