Tipps zur Prävention von Infektionen bei CED

Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind besonders anfällig für Infektionen. Die Gründe hierfür sind unter anderen die immunsuppressive Therapie, Mangelernährung und Komorbiditäten wie Diabtes mellitus.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie bei CED sollte auf Hepatitis B (unten) und HIV (Mitte) gescreent sowie eine Infektion mit Tb-Erregern (oben) ausgeschlossen werden.

Vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie bei CED sollte auf Hepatitis B (unten) und HIV (Mitte) gescreent sowie eine Infektion mit Tb-Erregern (oben) ausgeschlossen werden.

© CAMR / A.B. DOWSETT (2) | LAGUNA DESIGN (1) / SPL / AgenturFocus

WIESBADEN. Patienten mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED) haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Die Therapie mit Immunsuppressiva, mit Wirkstoffen gegen Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha), mit anderen Biologicals sowie mit Steroiden in einer Dosierung von mindestens 20 mg Prednisolon-Äquivalent über mindestens zwei Wochen ist nur eine Ursache dafür.

Auch Mangelernährung mit einem Body Mass Index unter 20, ein Alter über 50 Jahre sowie Komorbiditäten wie chronische Lungenerkrankung, Diabetes mellitus oder ZNS-Erkrankungen steigern das Infektions- Risiko bei CED, hat Professor Volker Groß vom Klinikum St. Marien Amberg beim GastroUpdate in Wiesbaden berichtet. Um dieser Situation gerecht zu werden, hat ein Expertengremium der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation (ECCO) Empfehlungen zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Infektionen bei CED-Kranken publiziert (JCC 2009, 3: 47). Diese Empfehlungen, so Groß, würden in derselben oder ähnlicher Form Eingang in die Deutschen Leitlinien finden.

Aus der Veröffentlichung des Expertengremiums führte Groß unter anderen auf:

  • Vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie wird ein Screening auf Hepatitis B und HIV empfohlen. HBV-seronegative Patienten sollten geimpft, HBS-Ag-Träger sowie HBV-DNA-positive Patienten prophylaktisch mit einem Nucleosid / Nucleotid-Analogon behandelt werden. HIV-positive Patienten sollten natürlich ebenfalls eine leitliniengerechte Therapie bekommen, so Groß. Ob auch ein HCV-Screening empfehlenswert sei - darüber habe keine Einigkeit bestanden.
  • Vor Beginn einer Anti-TNF-Therapie sollte bei allen Patienten eine Tuberkulose-Infektion ausgeschlossen werden. Bei Patienten aus Risikogruppen sollte das dabei auch vor Anwendung anderer immunsuppressiv wirksamer Substanzen erfolgen, sagte Groß. Bei Nachweis einer latenten Tb sollte eine immunsuppressive Therapie frühestens drei Wochen nach Beginn einer antituberkulösen Chemoprophylaxe begonnen werden.

Folgende Impfungen und Prophylaxe-Maßnahmen wurden zudem in die Empfehlungen aufgenommen:

  • Pneumokokken-Impfung sowie Auffrischimpfung nach drei bis fünf Jahren, falls der Patient noch unter Immunsuppressiva steht.
  • Die jährliche Influenza-Impfung wird für alle Patienten mit CED und immunsuppressiver Therapie empfohlen.
  • HBV-Impfung
  • Da Varicella Zoster-Virus (VZV)-Infektionen unter immunsuppressiver Therapie häufig auftreten, werde für alle Patienten, die keine Varicellen-Zoster-Infektion in der Anamnese aufweisen oder geimpft sind, eine VZV-Impfung empfohlen, so Groß. Diese müsse jedoch mindestens drei Wochen vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie vorgenommen werden, da es sich um eine Lebendimpfung handelt.
  • HPV-Impfung bei Frauen
  • Pneumocystis carinii-Prophylaxe bei 3-facher Immunsuppression (mindestens eine der Substanzen Calcineurin-Hemmer oder Anti-TNF-Antikörper).

Als nicht erforderlich erachtet/ nicht empfohlen werden unter anderen Screenings auf

  • eine latente oder subklinische Cytomegalievirus (CMV)-Infektion. Eine latente oder subklinische CMV-Infektion werde nicht als Kontraindikation für eine immunsuppressive Therapie betrachtet, so Groß.
  • eine latente Herpes-simplex-Virus (HSV)-Infektion. Würden unter immunsuppressiver Therapie rezidivierende labiale oder genitale HSV- Infektionen auftreten, sollte eine orale antivirale Therapie erfolgen.
  • eine latente oder subklinische Epstein-Barr-Virus (EBV)-Infektion vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie.

Lesen Sie dazu auch: Tipps zur Prävention von Infektionen bei CED Besonders bedrohlich: CED-spezifische und septische Komplikationen Colitis ulcerosa kostet 2500 Euro pro Jahr und Patient Mikroflora des Darms bei CED deutlich verändert

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau