Nach Schilddrüsen-Op

Versorgungslücke vermeiden!

Das Entlassungs-Management nach Schilddrüsen-Op hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab, von der Art der Operation und der präoperativen Schilddrüsenfunktion.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Auch wenn die Tendenz bei Schilddrüsen-Operationen in Deutschland rückläufig ist, – derzeit sind es unter 90.000 Eingriffe, 2010 waren es noch über 100.000 –, wird im Vergleich zu anderen Ländern immer noch häufig operiert. Europaweit steht Deutschland nach Österreich an zweiter Stelle.

Dies liege vor allem auch daran, dass die Struma in Deutschland aufgrund der fehlenden gesetzlichen Regelung der Jod-Prophylaxe weiterhin endemisch sei, erläuterte Professor Peter Goretzki, Chirurgische Klinik I am Lukaskrankenhaus Neuss im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Um nach einer Schilddrüsen-Op keine Lücke zwischen stationärer und ambulanter Versorgung entstehen zu lassen, sei ein funktionierendes, konsequentes, individuell adaptiertes Entlassungs-Management wichtig, so der Chirurg. Die Behandlung orientiere sich dabei an der Art der Op und an der Aktivität der Schilddrüse vor dem Eingriff, die Aufschluss über die Funktionsfähigkeit des Restgewebes gibt. "Wir geben dem Patienten bei der Entlassung eine Empfehlung mit, abhängig davon, wie viel Schilddrüsenhormon er nach der Operation braucht", erläuterte Goretzki das Vorgehen in seiner Klinik. "Wir haben gelernt, dass es besser ist, den Patienten mit einer vorläufigen Hormongabe mit oder ohne Jod zu entlassen. Das weitere Vorgehen sollte er dann mit dem Hausarzt besprechen". In fraglichen oder problematischen Fällen, etwa bei älteren Patienten mit vorbestehender Herzinsuffizienz, sei es zudem immer gut, frühzeitig den Endokrinologen mit einzubinden.

Bei einer gewöhnlichen Knotenstruma mit präoperativ normalem TSH-Wert sei davon auszugehen, dass nach einer Schilddrüsenteilresektion eine Kombination aus relativ geringen Jod- und Thyroxin-Dosierungen benötigt werde, so der Chirurg. Die Gabe von Jod sei zusätzlich zu Thyroxin bei diesen Patienten sinnvoll, damit das verbleibende Gewebe vermehrt Schilddrüsenhormon bilden kann, und weniger Hormon oral zugeführt werden muss. Hier gibt es ein Kombinationspräparat aus variablem Anteil an L-Thyroxin und 150 µg Jod. Anders sieht es aus, wenn wegen eines Morbus Basedow die ganze Schilddrüse entfernt wurde. Diese Patienten benötigen keine Kombination mit Jod, da kein thyroxinbildendes Restgewebe vorhanden ist.

Die L-Thyroxin-Substitution richtet sich danach, wie schwer der Patient ist. Als Faustregel gelten 0,15 bis 2 µg pro kg Körpergewicht. Um zu verhindern, dass die Patienten eine Unterfunktion entwickeln, zunehmen oder sich die Augenproblematik verschlechtert, sollte die Substitution relativ zügig nach der Operation beginnen.

Eine spezielle Situation ist die Totalresektion der Schilddrüse aufgrund eines bösartigen Tumors. Hier komme es auf den Tumor an, ob das TSH vollständig unterdrückt werden muss oder im normalen Bereich gehalten werden kann, erläuterte Goretzki. Hier sei der Endokrinologe gefragt. (otc)

Daten und Fakten

- Derzeit werden in Deutschland pro Jahr unter 90.000 Eingriffe an der Schilddrüse vorgenommen.

- Im Jahr 2010 waren es noch über 100.000.

- Europaweit steht Deutschland nach Österreich an zweiter Stelle, was die Zahl der Schilddrüsen-Operationen betrifft.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Irene Gronegger 31.05.201713:19 Uhr

Versorgungslücke mit L-Thyroxin, nicht mit Jod

Die Versorgungslücke bereitet vielen Patienten nach der OP Probleme, deshalb ist der Artikel hilfreich. Das gilt besonders für Menschen mit der im Text erwähnten Augenproblematik, die sich bei einer Tendenz zur Unterfunktion zu verschlechtern pflegt. Dabei handelt es sich um die Endokrine Orbitopathie, die zu Morbus Basedow gehört.

Doch was hat die notorische PR-Kampagne für Jodierung in diesem Artikel zu suchen? Nicht jeder Operierte hatte Jodmangel, wie ja auch erwähnt ist.

Ein gesetzlicher Zwang zur Jodprophylaxe fehlte uns gerade noch, immerhin begünstigt eine erhöhte Jodzufuhr den Ausbruch von Hashimoto und Basedow, wenn eine Veranlagung vorhanden ist.

Was den Jodmangel angeht, sollten Ärzte die betroffenen Patienten identifizieren und gezielt behandeln, nicht statistisch ermittelte Gebiete mit angeblichem Jodmangel.

Moderne Bauern können das längst, dass sie nach einer Labormessung ihren Böden die tatsächlich fehlenden Mineralien gezielt zuführen - wieso nicht auch Ärzte, wenn es um Jod geht? Wieso trauert mancher Mediziner lieber der DDR und dem Kollektivismus hinterher, anstatt sich für eine individualisierte Medizin einzusetzen?

Freundliche Grüße
Irene Gronegger
Ratgeber-Autorin

www.schilddruesen-unterfunktion.de

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse