Viel Bewegung bremst die Demenz

BAD SCHÖNBORN (kat). Sport scheint nicht nur das Demenzrisiko zu senken - auch wenn Patienten bereits eine Demenz haben, wirkt sich körperliche Aktivität günstig auf die Kognition aus. Darauf deuten einige kleine sportmedizinische Untersuchungen.

Veröffentlicht:
Bewohner des Seniorendorfes halten sich körperlich fit. Das ist offenbar auch gut für die grauen Zellen.

Bewohner des Seniorendorfes halten sich körperlich fit. Das ist offenbar auch gut für die grauen Zellen.

© Foto: dpa

Wer sich zeitlebens viel bewegt, hat gute Chancen, im Alter keine Demenz zu bekommen: In einer Analyse der Hirnliga hatten 16 von 18 Kohorten- und Fallkontrollstudien Hinweise gebracht, dass körperliche Bewegung Menschen vor Demenz schützt, und zwar sowohl Sport, Gartenarbeit als auch Handarbeiten. Je nach Studie und Intensität war die Demenz-Rate bei den körperlich Aktiven um 45 bis 60 Prozent reduziert. Wenig bekannt ist jedoch, ob Sport auch noch die grauen Zellen von Menschen schützt, die bereits eine Demenz haben.

Hinweise dazu hat jetzt eine Studie von Professor Heinz Mechling vom sportgerontologischen Institut der Uni Bonn ergeben - und zwar per Zufall. Seine Gruppe hatte über ein Jahr eine Bewegungsintervention mit Hochbetagten aus neun Altenhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen gemacht. Zwei der Gruppen waren Patienten mit einer mittelschweren Demenz.

Wie erwartet verbesserte sich die körperliche Leistungsfähigkeit der über 80-Jährigen durch die zweimal wöchentliche Bewegungsstunde mit Gewichtsmanschetten. Dass das Krafttraining sich positiv auf die Kognition auswirken würde, hatte man dagegen nicht erwartet. Es zeigte sich aber, dass der MMST-Wert (Mini-Mental-Status-Test) über ein Jahr bei im Schnitt 16 Punkten stabil blieb.

Mechling betonte auf einer von Dr. Willmar Schwabe unterstützten Veranstaltung, dass mit körperlichem Training im frühen Demenzstadium offenbar eine gewisse Verzögerung der Krankheitsprogression erreichbar sei. Weitere positive Effekte waren eine Reduktion der Sturzhäufigkeit sowie eine spätere Heraufstufung der Pflegestufe. Demenzpatient und betreuende Person profitierten folglich von einer höheren Lebensqualität, so Mechling.

Über positive Erfahrungen mit Demenzpatienten berichtete auch Dr. Susanne Tittlbach vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Karlsruhe. In einer Studie konnten Seniorenheimbewohner durch eine psychomotorische Aktivierung nicht nur ihre Kraft und Koordination verbessern, sondern auch ihre kognitive Funktion. Die Studienteilnehmer hatten über ein Jahr zweimal wöchentlich an einer Trainingsgruppe teilgenommen, in der außer gymnastischen Übungen, etwa mit Hanteln, auch Gedächtnisspiele und Übungen zur psychosozialen Kompetenz gemacht wurden.

Allerdings geben die Studienleiter zu bedenken, dass diese Untersuchungen noch nicht keine validierte Interventionen sind. Sie geben jedoch Hinweise darauf, dass es nie zu spät für körperliche Bewegung ist. Auch bei bestehender Demenz lasse sich die Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten offenbar hinauszögern. Für Betroffenen und Pflegenden wäre das schon ein Gewinn.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Blick in die Zukunft

Alzheimertherapie 2.0: Neue Strategien gegen Beta-Amyloid

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Ein Jugendlicher hält sich den Rücken.

© kittyfly / stock.adobe.com

Steigende Prävalenz

Kindliche Rückenschmerzen: Eine neue Volkskrankheit?