Prophylaxe

Viele Optionen gegen Harnwegsinfekte

Rezidivierende Harnwegsinfekte lassen sich mit einer Reihe von Maßnahmen vorbeugen - von der Antibiotikaprophylaxe bis zu Cranberries und Akupunktur. Was sie im Einzelnen bewirken, haben US-Forscher untersucht.

Veröffentlicht:
Der Drang zur Toilette: Jede zehnte Frau hat mindestens einmal jährlich eine Harnwegsinfektion.

Der Drang zur Toilette: Jede zehnte Frau hat mindestens einmal jährlich eine Harnwegsinfektion.

© Wigger / DAK

LOS ANGELES. Wie können Frauen am besten ständig wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorbeugen? Zur Klärung dieser Frage haben Forscher um die Infektiologin Samantha Eells von der Harbor-University in Los Angeles die Datenlage zu fünf gängigen Verfahren untersucht (Clin Infect Dis 2014; 58: 147).

Es handelt sich dabei um die tägliche prophylaktische Einnahme des Antibiotikums Nitrofurantoin, tägliche Östrogenprophylaxe, tägliche Einnahme von Cranberrypräparaten, Akupunktur und symptomgesteuerte antibiotische Selbstmedikation der Patientinnen nach Bedarf.

Analysiert wurden 20 einschlägige Studien. Ausgehend von drei Episoden pro Jahr, senkt die Nitrofurantoin-Gabe laut den Berechnungen von Eells und Kollegen die Zahl der jährlichen Harnwegsinfekte auf durchschnittlich 0,4 pro Jahr. Die Östrogenprophylaxe erreicht eine Verminderung auf 1,1, ebenso die Einnahme von Cranberrypräparaten.

Die große Überraschung der Studie: Akupunktur drückte die Episodenzahl auf 0,7. Ein Publikationsbias sei nicht auszuschließen, meinen die Forscher, da es weniger Studien zu diesem als zu den anderen Verfahren gegeben habe.

Keine Reduktion der Häufigkeit von Harnwegsinfektionen ist mit der bedarfsgesteuerten Selbsttherapie der Patientinnen zu erreichen.

Die Modellkalkulationen, die von acht Infektionen pro Jahr ausgehen, führen zu einer ähnlichen Verteilung: Verminderung auf 1,3 Episoden unter der Prophylaxe mit Nitrofurantoin, 3,1 unter Östrogen, 4,4 unter Cranberries, 2,8 unter Akupunktur und acht unter symptomorientierter Selbstbehandlung.

Die Ergebnisse sind angesichts der weiten Verbreitung des Problems für die tägliche Praxis nicht unerheblich. Schätzungsweise 10 bis 13 Prozent der Frauen erkranken jährlich an einem Harnwegsinfekt, 20 bis 30 Prozent von ihnen ereilt binnen eines halben Jahres eine zweite Infektion.

Und für drei Prozent der Frauen ist die zweite Episode nicht die letzte. Eells und ihr Team glauben, den Betroffenen und ihren Ärzten nun Daten an die Hand geben zu können, die es ihnen erleichtern, sich für die eine oder andere Prophylaxetaktik zu entscheiden. (rb)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Urologisches Frauenwahlrecht

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Qualität des Urins entscheidet

Urinteststreifen und Harnwegsinfektion: Achtung, Fallstricke!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt