Doch besser Merlot als Riesling?

Wer häufig Weißwein trinkt, hat erhöhtes Hautkrebs-Risiko

Alkoholkonsum erhöht das Risiko für ein kutanes Plattenepithelkarzinom, so das Ergebnis dreier niederländischer Kohortenstudien. Allerdings war es nur der Weißwein, für den in der Metaanalyse ein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. Forscher suchen nach Erklärungen.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Wer fünf Gläser und mehr Weißwein pro Woche trank, hatte in der Studie ein höheres Risiko für ein invasives kutanes Plattenepithelkarzinom.

Wer fünf Gläser und mehr Weißwein pro Woche trank, hatte in der Studie ein höheres Risiko für ein invasives kutanes Plattenepithelkarzinom.

© volff/fotolia.com

ROTTERDAM. Die International Agency for Research on Cancer (IARC) hat Ethanol in alkoholischen Getränken sowie dessen Hauptmetabolit Acetaldehyd als Gruppe-1-Karzinogene eingestuft. Allgemein bekannt ist, dass Immunsuppression das Risiko für ein kutanes Plattenepithelkarzinom (cSCC) bis zu 250-fach erhöht.

Nun wird spekuliert, ob möglicherweise die immunsuppressive Wirkung des Alkohols Einfluss auf die Ausbildung des cSCC haben kann.

Um dem Verdacht eines erhöhten Hautkrebsrisikos durch Alkoholgenuss nachzugehen, haben Satu Siiskonen vom Erasmus MC in Rotterdam und Kollegen den Zusammenhang zwischen dem cSCC und dem Alkoholkonsum von Männern und Frauen in drei Kohorten untersucht (Nutrition and Cancer 2016; 68, (4): 545–553).

Die Studienteilnehmer der Nurses' Health Study (NHS), der NHS II sowie der Health Professionals' Follow-up Study (HPFS) hatten unter anderem Auskunft über ihre Trinkgewohnheiten gegeben.

Dosisabhängige Assoziation

Gefragt wurde nach dem Konsum von hellem und dunklem Bier, Weiß- und Rotwein sowie Schnaps. Ein Glas wurde mit einem Durchschnittsgehalt von 12,8 g Alkohol gewertet.

Mit Hilfe des Cox-Modells berechneten die Autoren unter Einbezug verschiedener Variablen (unter anderem Alter, Geschlecht, Sonnenexposition, Hauttyp) das relative Risiko in Abhängigkeit von der Exposition.

Innerhalb einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 19 Jahren wurden 2938 invasive Plattenepitelkarzinome der Haut sowie 1590 cSCC in situ diagnostiziert. Bei der Analyse der Trinkgewohnheiten der Patienten zeigte sich eine dosisabhängige Assoziation.

Mit jedem täglich getrunkenen Glas Alkohol kletterte das Risiko, einen invasiven weißen Hautkrebs zu entwickeln, um weitere 22 Prozent. Dabei war die Gefahr für die Frauen bei gleichen Vorlieben höher als für die Männer.

Während sich bei diesen erst ab 20 g Alkohol pro Tag eine signifikante Risikoerhöhung zeigte (33 Prozent), war sie in ähnlicher Höhe bei den Frauen (+35 Prozent) bereits mit täglichen 5,0 bis 9,9 g Alkohol erkennbar.

Die Auswertung der Getränke im Einzelnen brachte allerdings eine Überraschung mit sich: Obwohl sich zum Teil auch für Bier und Schnaps in den Einzelstudien signifikante Risikoerhöhungen ergaben, trieb in der Metaanalyse nur der Weißwein die Krebsgefahr signifikant in die Höhe.

Wer fünf oder mehr Gläser pro Woche davon trank, hatte ein um 31 Prozent höheres Risiko für ein invasives kutanes Plattenepithelkarzinom als ein Nichttrinker. Die Autoren schätzen, dass der Alkohol für 2 bis 3 Prozent der kutanen Plattenepithelkarzinome verantwortlich ist, wenn täglich mindestens 20 g konsumiert werden.

Erklärungen für das selektive Risiko

Weißwein enthalte höhere Konzentrationen an Acetaldehyd und Sulfiten als Rotwein, so Siiskonen und Kollegen. Man wisse jedoch nicht, ob die aufgenommenen Stoffe tatsächlich karzinogene Prozesse in der Haut unterstützten. Andererseits würde diskutiert, dass die antioxidativ wirkenden Polyphenole im Rotwein möglicherweise vor DNA-Schäden schützen könnten.

Nicht auszuschließen sei natürlich auch, dass der hier gesehene Zusammenhang ein Resultat weiterer Stör- oder Lebensstilfaktoren ist, die im Rahmen der Untersuchungen nicht berücksichtigt wurden. Letztlich, so die Autoren, müsse das Ergebnis der Studie bis zu dessen Bestätigung durch weitere Untersuchungen mit Vorsicht interpretiert werden.

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