Malignome und Rheuma

Zwei Pole eines fehlgesteuerten Immunsystems

Was haben Tumorerkrankungen und chronisch-entzündliches Rheuma gemeinsam?

Veröffentlicht:

Dresden. Tumorerkrankungen und chronisch-entzündliches Rheuma sind zwei Erkrankungen, die auf eine Fehlsteuerung des Immunsystems zurückgehen. Sie treten zunehmend gemeinsam auf – zum einen, weil die Bevölkerung immer älter wird, zum anderen, weil immer effektivere Therapien zur Verfügung stehen, sodass die Wahrscheinlichkeit steigt, auch die jeweils andere Erkrankung zu entwickeln.

Beide Entitäten stehen für die Extreme eines fehlgeleiteten Immunsystems – die pathologische Abwehrreaktion gegen körpereigenes Gewebe einerseits und die fehlende Abwehr gegen mutierte Körperzellen andererseits.

MalheuR-Register seit 2018

Bisher ist kaum untersucht und verstanden, wie es zu rheumatologischen immune-related adverse events (irAEs) unter einer Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren oder paraneoplastischen rheumatischen Symptomen von Malignompatienten kommt, wie Dr. Karolina Benesova, Uniklinik Heidelberg, auf dem DGRh-Kongress in Dresden berichtete.

Im klinischen Alltag fehlten zudem verlässliche Daten zum Malignomrisiko von Patienten mit bestimmten Rheumaerkrankungen. Zudem lasse sich das therapieassoziierte Malignomrisiko kaum abschätzen, da die Basistherapeutika fast immer sequentiell oder kombiniert eingesetzt würden.

Standardisierte Empfehlungen zum klinischen Management bei Koinzidenz von Malignomen und chronisch-entzündlichem Rheuma fehlten gänzlich, skizzierte Benesova die Ausgangssituation für das 2018 in Heidelberg auf den Weg gebrachte MalheuR-(Akronym aus maligne und rheumatische Erkrankungen)-Register.

Häufig unzureichende Therapie

In diesem Register wird die Koinzidenz zwischen Malignomen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen aus drei Perspektiven in drei Unterregistern untersucht:
  • rheumatologische Patienten mit Malignomen; RheuMal-Register
  • therapieinduzierte rheumatische Symptome von Malignompatienten; TRheuMa-Register
  • paraneoplastische rheumatische Symptome bei Malignompatienten; ParaRheuMa-Register.

Ziel ist es, der Verunsicherung der Behandler und Patienten entgegenzuwirken. Denn derzeit bedingt die Sorge um negative Effekte auf die Tumorerkrankung häufig eine nicht ausreichende Therapie der rheumatischen Erkrankung.

Erste Unterschiede in den Charakteristika der Tumore von Rheumapatienten im Vergleich zu in jüngerem Alter Erkrankten mit Mamma-, Prostatakarzinom bzw. malignem Melanom zeichnen sich in der Pilotauswertung des RheuMal-Registers bereits ab.

Informationen zu molekularen Zusammenhängen zwischen beiden Entitäten und damit zu potentiell im klinischen Alltag nutzbaren Biomarkern soll die Verknüpfung der Heidelberger Registerdaten mit bestehenden Biobank-Projekten liefern. (kat)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neue Leitlinie Myalgien

Das sind die Red Flags bei Muskelschmerz

Kommentar

Bei Rheuma: Treppauf, treppab

Steroidspritze versus Operation

Karpaltunnelsyndrom lieber gleich operieren?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studiendesign der prospektiven, internationalen, multizentrischen, einarmigen Zusatzkohorte zur HD21-Studie mit Patientinnen und Patienten älter als 60 Jahre

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Fortgeschrittenes Hodgkin-Lymphom

BrECADD seit Juni 2025 zugelassen: geeignete Behandlungsoption auch für ältere Erkrankte

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
CRP-Wert-unabhängig therapieren mit Ixekizumab

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Axiale Spondyloarthritis (axSpA)

CRP-Wert-unabhängig therapieren mit Ixekizumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v. d. H.
Abb. 1: Behandlungsalgorithmus der aktualisierten S3-Leitlinie für das SCLC im Stadium T3−4 und/oder N2−3, M0 („Limited Disease“, LD)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Kleinzelliges Lungenkarzinom im Stadium Limited Disease (LD-SCLC)

Neuer Standard: Durvalumab beim LD-SCLC in S3-Leitlinie empfohlen

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Zwei seltene Ursachen

Diagnose vaginaler Blutungen bei Kindern: Ein Leitfaden für die Praxis

Lesetipps
Ein Mann hält sich die Hände an den schmerzenden Rücken

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?