Corona-Splitter der KW 31/2021

Antikörper-Duo bewahrt Haushaltsmitglieder vor Corona-Infektion

Die Impfung ist eine Möglichkeit, um vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen. Eine andere wurde jetzt von US-Forschern untersucht: Sie verabreichten Haushaltsmitgliedern von SARS-CoV-2-Infizierten präventiv einen Antikörpercocktail.

Anne BäurleVon Anne Bäurle und Wolfgang GeisselWolfgang Geissel und Marco MrusekMarco Mrusek Veröffentlicht:
Schutz vor SARS-CoV-2: Mit einer Kombination aus zwei monoklonalen Antikörpern konnten hier gute Ergebnisse erzielt werden.

Schutz vor SARS-CoV-2: Mit einer Kombination aus zwei monoklonalen Antikörpern konnten hier gute Ergebnisse erzielt werden.

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Update vom 6. August

REGEN-COV – eine Kombination der monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab – kann Haushaltsmitglieder von SARS-CoV-2-Patienten vor Infektion schützen. Das belegen jetzt Daten einer Studie US-amerikanischer Forscher mit insgesamt 1505 Personen. Die Antikörperkombi Casirivimab / Imdevimab, die derzeit i.v. zur Behandlung von Patienten eingesetzt wird, die sich bereits mit SARS-CoV-2 infiziert haben, wurde in der Studie präventiv als einmalige subkutane Injektion verabreicht. Und zwar bei Personen, die gemeinsam mit einer anderen Person im Haushalt leben, die sich vor Kurzem mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Der positive PCR-Test durfte nicht länger als 96 Stunden zurückliegen. Primärer Endpunkt der Studie war eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion innerhalb der nächsten 28 Tage. Sie trat in der Verumgruppe bei 11 von 753 Teilnehmern (1,5 Prozent) auf im Vergleich zu 59 von 752 Teilnehmern in der Placebogruppe (7,8 Prozent). Die Autoren errechneten eine relative Risikoreduktion von 81,4 Prozent (p < 0,001). In den USA ist die Kombi per Notfallgenehmigung („Emergency Use Authorization“) zugelassen, in Europa derzeit noch nicht. Die EMA hat jedoch bereits ausführliche Anwendungsempfehlungen veröffentlicht. (NEJM 2021, online 4. August). (otc)

Update vom 5. August

SARS-CoV-2 kapert Transmembranproteine, nutzt sie für seine eigene Vermehrung und kann so Menschen effektiver infizieren. Darauf sind Forschende des Universitätsklinikums Ulm gestoßen, als sie untersuchten, wie es SARS-CoV-2 gelingt, sich so effektiv im Körper auszubreiten. Wie die Universität mitteilt, konnten sie zeigen, dass das Virus Interferon-induzierte Transmembranproteine (IFITMs) quasi „missbraucht“, um effektiver in Wirtszellen einzudringen. Die IFITMs sind eigentlich für ihre antivirale Wirkung bei HIV oder Grippeviren bekannt. Die Forscher nutzten für ihre Untersuchungen unter anderem primäre Lungen-, Herz- und Darmzellen sowie Organoide, also künstliche 3D-Miniorgane. Mit hochleistungsmikroskopischer Bildgebung und hochempfindlichen Interaktionstests konnten sie nachweisen, dass das Spike-Protein von SARS-CoV-2 mit den IFITMs interagiert. Dies hat auch therapeutisches Potenzial. Denn, blockiere man die IFITMs mit Antikörpern, hemme dies die Infektion menschlicher Lungen-, Herz- und Darmzellen, so die Forschenden (Nature Commun 2021, online 28. Juli). (otc)

Sollte eine Bradykardie bei hospitalisierten COVID-19-Patienten als ein Prädiktor für Mortalität gewertet werden? Forschende um Dr. Sabina Kumar vom Hemet Global Medical Center in Kalifornien sehen hierfür Hinweise. Sie hatten in ihre retrospektive Analyse mehr als 1000 COVID-19-Patienten einbezogen. Die Forschenden definierten absolute beziehungsweise schwere Bradykardie als eine anhaltende Herzfrequenz von <60 beziehungsweise <50 Schlägen pro Minute an zwei verschiedenen Zeitpunkten im Abstand von mindestens vier Stunden während eines Klinikaufenthalts. Wie sie berichten, hatten 25 Prozent der Teilnehmer eine absolute und 13 Prozent eine schwere Bradykardie. Das Mortalitätsrisiko der Patienten mit absoluter Bradykardie war im Vergleich zu Patienten mit normalem Herzrhythmus signifikant um das 6,6-Fache erhöht. Die Autoren empfehlen abschließend, Patienten mit Bradykardien früher zu identifizieren, da sie eine Hochrisikogruppe für unerwünschte Ereignisse sein können (Clin Cardiol 2021; 44:857–886). (sj)

Update vom 4. August

Lang-andauernde Symptome sind bei Kindern mit COVID-19 selten. Das bestätigen die Ergebnisse einer großen britischen Studie mit 1734 Kindern im Alter von 5 bis 17 Jahren. Die Symptome wurden von Eltern oder Betreuern über ein Smartphone übermittelt. Wie die Erstautorin Professor Emma Duncan vom King’s College in London berichtet, wurden die Kinder mit COVID-19-Symptomen meist innerhalb einer Woche wieder gesund und hatten nur wenig Symptome. Fast alle Kinder (98,2 Prozent) waren nach acht Wochen wieder genesen. Bei nur 4,4 Prozent dauerten die Symptome länger als vier Wochen. Es waren im Durchschnitt zwei Symptome, meist Müdigkeit, Kopfschmerzen und Beeinträchtigung des Geruchsinns. Ein weiteres Ergebnis: Ältere Kinder waren meist länger krank als jüngere. Bei den 12-17-jährigen waren es im Mittel sieben Tage, aber nur fünf Tage bei den 5-11-jährigen Kindern (The Lancet Child & Adolescent Health 2021, online 3. August). (ikr)

Auch Patienten unter Rituximab-Therapie profitieren von der Corona-Impfung. Das hat eine Studie der Medizinischen Universität Wien ergeben. Patienten, die mit Rituximab behandelt und gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden, hatten eine ausreichende Immunantwort entwickelt. Die meisten entwickelten eine humorale und zelluläre Immunantwort, teilt die Med Uni Wien zur Publikation der Studie mit. Die 74 Patienten mit Rituximab-Therapie erhielten zweimal entweder die Vakzine mRNA-1273 oder BNT162b2. Fünf vor der Pandemie gesunde Patienten unf zehn Gesunde, die BNT162b2 erhalten hatten, dienten als Kontrollgruppe. Die Ergebnisse: Alle gesunden Kontrollpersonen bildeten Antikörper gegen die SARS-CoV-2-Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Proteins. Und: Mehr als 50 Prozent der Patienten unter Rituximab entwickelten Antikörper gegen SARS-CoV-2, heißt es in der Mitteilung. Es bestehe außerdem möglicherweise noch ein zusätzlicher Schutz über eine zelluläre Immunantwort (Ann Rheum Dis. 2021; online 20. Juli). (ikr)

Update vom 3. August

COVID-19 scheint das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu steigern. Darauf deuten die Ergebnisse einer großen schwedischen Analyse. Ein Forscherteam wählte dafür zwei methodische Ansätze: eine selbstkontrollierte Fallserie (SCCS) und eine Kohortenstudie mit Kontrollpersonen. Alle schwedischen COVID-19-Fälle während der ersten sieben Monate der Pandemie wurden einbezogen, rund 87.000 Patienten, zudem mehr als 348.000 Kontrollen. Die Forscher ermittelten, welche Personen aufgrund von Herzinfarkten oder Schlaganfällen hospitalisiert werden mussten, um die Inzidenz dieser Ereignisse bei COVID-19-Patienten zu berechnen. In der SCCS-Analyse war die Inzidenz für einen Herzinfarkt in der ersten Woche nach einer SARS-CoV-2-Infektion fast um das Dreifache, in der zweiten Woche um das Zweieinhalbfache und in der dritten und vierten Woche um das 1,6-Fache erhöht. Die entsprechende Inzidenz für ischämischen Schlaganfall war in der ersten Woche nach der Infektion um das Dreifache, in der zweiten um knapp das Dreifache und in der dritten und vierten Woche um gut das Doppelte erhöht. In der vergleichenden Analyse mit Kontrollpersonen hatten die an COVID-19 erkrankten Patienten in den zwei Wochen nach der Infektion ein um das 3,4-Fache erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt, während es für einen Schlaganfall um das 3,6-Fache erhöht war (Lancet 2021; online 29. Juli). (sj)

Update vom 2. August

Daten zur Verträglichkeit der Corona-Impfung liefert eine Befragungsstudie unter 555 Mitarbeitern des Universitätsklinikums Freiburg, die mit der mRNA-Vakzine Comirnaty® geimpft worden waren. Ergebnisse: 79 Prozent der Mitarbeiter empfanden die erste Dosis als gut verträglich, dieser Wert sank auf 50 Prozent bei der zweiten Dosis. Mindestens einen Tag lang arbeitsunfähig waren laut Selbstauskunft nach der ersten Dosis 2,2 Prozent, nach der zweiten Dosis 19,5 Prozent der Mitarbeiter. Die Akzeptanz der Impfung ist trotz allem hoch: 95 Prozent gaben an, sie würden sich wieder gegen Corona impfen lassen. Außerdem interessant: Bei allen Symptomen waren jüngere Impflinge stärker betroffen als ältere, keinen Unterschied gab es hingegen beim Geschlecht. Resümee der Autoren: „Wenn fast 20 Prozent der geimpften Mitarbeiter für mindestens einen Tag ausfallen, sollte dies bei der Planung von Impfkampagnen in sensiblen Bereichen berücksichtigt werden“ (DMW 2021, online 9. Juli).

Liebe Leser, wir fassen die Corona-Studienlage wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier:

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