Bluttransfusionen

Barmer Hessen finanziert Patient Blood Management an Uniklinik Frankfurt

Wird eine Anämie bei einem Patienten vor der Operationen erkannt und behandelt, sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine Transfusion. Die Barmer will die Kosten dafür nun übernehmen.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Barmer-Landesgeschäftsführer Martin Till (l.) und Professor Kai Zacharowski vereinbarten die Finanzierung des Patient Blood Managements an der Frankfurter Uniklinik.

Barmer-Landesgeschäftsführer Martin Till (l.) und Professor Kai Zacharowski vereinbarten die Finanzierung des Patient Blood Managements an der Frankfurter Uniklinik.

© Universitätsklinikum Frankfurt

Frankfurt/Main. Die Barmer Hessen hat die nach eigenen Angaben landesweit erste Vereinbarung zur Finanzierung des Patient Blood Managements abgeschlossen. Unmittelbarer Vertragspartner ist zunächst das Universitätsklinikum Frankfurt, allerdings würden die Rahmenbedingungen auch für andere Barmer-Patienten deutschland- wie hessenweit gelten, sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Martin Till am Dienstag.

Zudem enthalte der Vertrag eine Öffnungsklausel, so Till: Andere Kassen könnten diesem beitreten nach Absprache mit den jetzigen beiden Partnern.

Beim Patient Blood Management (PBM) wird wird vor einer Operation geprüft, ob eine Patientin oder ein Patient insbesondere an einer Anämie leidet. Bestehe eine solche Blutarmut, werde sie präventiv behandelt, erläuterte Professor Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Frankfurter Uniklinikum. Damit sinke die Wahrscheinlichkeit, dass im Zuge der Operation eine Transfusion nötig werde. Was wiederum zu mehr Patientensicherheit führe und die Komplikationsrate verringere.

Nur wenige Kliniken haben Patient Blood Management

Die noch nicht flächendeckende Wirkung dieses Vertrags zur besonderen Versorgung nach SGB 5 führen Till und Zacharowski auch darauf zurück, dass längst nicht alle Krankenhäuser PBM praktizierten. Lediglich zwischen 40 und 80 von rund 2.000 Kliniken in Deutschland hätten hierzu ein hochentwickeltes System, schätzt Zacharowski, in Hessen billigt er dies sechs bis acht Kliniken zu.

Was der Mediziner ausdrücklich bedauert: „Wir klären die Patienten nicht gut auf.“ Er verwies auf eine Studie der Bill Gates Foundation zu den größten Gesundheitsproblemen der Menschheit laut der die Eisenmangel-Anämie auf Platz 4 liegt. 30 bis 40 Prozent der vor einer Operation vorgestellten Patienten hätten eine Anämie, berichtete Zacharowski, bei der Hälfte von ihnen eine durch Eisenmangel verursachte.

Vor allem Frauen profitieren

Vor allem Frauen würden wegen ihres geringeren Blutvolumens und damit auch Hämoglobins im Vergleich zu Männern von PBM profitieren, sagte Zacharowski. Hier habe die Frankfurter Uniklinik noch strengere Richtlinien als die WHO entwickelt, um den Hämoglobin-Wert von Patientinnen vor und während einer Operation auf einem Niveau zu halten, das keine Transfusion erforderlich mache.

Idealerweise beginne das Erkennen und die Behandlung einer Anämie bereits beim Hausarzt mit dem Bestimmen der Blutwerte, sagte Zacharowski. Er weiß aber auch um die damit verbundenen Probleme: „Die Hausärzte kennen das Problem, können es aber nicht angehen, weil deren Budget das nicht hergibt.“

Deutschland Spitzenreiter im Verbrauch

„Weltweit verbraucht kein anderes Land so viel Blut zu Medizinzwecken wie Deutschland“, sagte Barmer-Landeschef Till. Jährlich würden etwa 3,2 Millionen Blutkonserven eingesetzt, rund 240.000 davon in Hessen. „Patient Blood Management erhöht die Patientensicherheit und schont die wertvolle Ressource Blut“, so Till. „Würden wir PBM flächendeckend richtig einsetzen, hätten wir keinen Blutkonservenmangel“, gab sich Zacharowski angesichts der aktuell zu Sommerbeginn erneut aufkommenden Warnungen überzeugt.

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