Kommentar zu DGP-Empfehlungen

COVID-19: Nicht alles ist anders

Guter Rat ist teuer, wenn eine unbekannte Erkrankung wie COVID-19 ausbricht. Umso wichtiger, dass die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie nun eine Richtschnur für die Behandlung publiziert hat.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Die Verunsicherung ist groß, wenn eine komplett neue Erkrankung wie die COVID-19-Pneumonie auftaucht. Das gilt auch in der Intensivmedizin. Wer sich in den letzten Wochen als Intensivmediziner zu COVID-19 „fortbilden“ wollte, der war auf Twitter recht gut versorgt. Denn dort schildern Intensivmediziner aus New York, Bergamo und anderswo quasi in Echtzeit, was sie erleben – eine Erkrankung, die sich anders verhält als das gut charakterisierte Atemnotsyndrom der Erwachsenen, das die intensivmedizinische Endstrecke „normaler“ Pneumonien ist und zu dem es randomisierte Studien und solide Leitlinienempfehlungen gibt.

Klar ist aber auch, dass Twitter und Co, so sehr sie vielen helfen, nur Übergangslösungen sein können und dass sie zu Fehleinschätzungen beitragen können. Umso wichtiger, dass die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin nicht gezögert hat: Im Wissen, dass vieles, was derzeit gesagt werden kann, nur vorläufig ist, haben sich Experten übers Osterwochenende hingesetzt und gemeinsame Empfehlungen erarbeitet, die den Ärzten eine Richtschnur an die Hand geben.

Das Positionspapier skizziert die Unterschiede zu anderen Pneumonien, es macht aber auch klar, dass längst nicht alles anders ist. Trotz andersartigem, initialem Verlauf wird bei vielen Patienten die invasive Beatmung nötig, und sie sollte dann auch nicht übermäßig verzögert werden. Weitgehend vertraut sind auch die Schutzmaßnahmen, die sich von anderen infektiösen Erkrankungen nicht fundamental unterscheiden und mit denen sich – nach bisherigem Wissen – bei COVID-19 eine für das Personal risikoarme Beatmung gut umsetzen lässt. Was fehlt, ist die kausale Therapie. Vor allem deswegen werden COVID-19-Patienten so vergleichsweise lange beatmet. Hier bleibt nur: warten und hoffen.

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