Medizin-Klima-Index
Düstere Stimmung im ambulanten Bereich hält an
Der Medizin-Klima-Index (MKI) verharrt im tiefen Minusbereich. Insbesondere Ärzte sind so pessimistisch, dass die Studienautoren darin ein Alarmsignal für die Gesundheitspolitik sehen.
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Düstere Aussichten: Die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage hat sich bei Haus- und Fachärzten weiter verschlechtert.
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Hamburg. Die wirtschaftliche Stimmung im ambulanten Bereich ist auch im vierten Quartal 2022 weiter gesunken. Lichtblicke gibt es nur vereinzelt: So verzeichnet der Medizinklima-Index (MKI) im Vergleich zu den vorherigen Quartalen jetzt einen abgeschwächten Rückgang.
Aus den Antworten von 1712 Leistungserbringern im ambulanten Bereich, die im Auftrag der Hamburger Stiftung Gesundheit für den MKI befragt wurden, geht außerdem eine leicht verbesserte Erwartung für die kommenden sechs Monate hervor. Immerhin acht von zehn befragten Teilgruppen sind zuversichtlicher gestimmt als im Vorquartal. Dies gilt aber vorwiegend für die nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe.
MKI drehte aus dem Plus zum Jahresstart in ein tiefes Minus
Insgesamt betrug der MKI-Wert für das vierte Quartal minus 30,6, was eine weitere Verschlechterung um 1,9 Punkte bedeutet. Unter Ärzten und Ärztinnen sank der MKI um weitere zwei Punkte auf jetzt minus 35,1 Punkte. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2022 lag dieser Wert noch im Plusbereich. Im hausärztlichen Bereich (-33) ist die Stimmung nicht ganz so schlecht wie im fachärztlichen Bereich (-45,8).
Von den Fachärzten bezeichnen nur 15,8 Prozent der Teilnehmenden ihre aktuelle Situation als gut, 35,6 Prozent dagegen als schlecht. Unter den Hausärzten beträgt der Anteil, der die aktuelle Situation als gut einstuft, dagegen 27,6 Prozent. 20,8 Prozent der Hausärzte hält die eigene derzeitige Lage für schlecht.
Keine Verbesserung erwartet
Für die kommenden sechs Monate erwarten kaum Hausärzte (3,1 Prozent) und kaum Fachärzte (3,5 Prozent) eine Verbesserung. Mehr als Zweidrittel in beiden Gruppen rechnen dagegen mit einer Verschlechterung - 68,2 Prozent bei den Hausärzte und 71,5 Prozent bei den Fachärzten. Deutlich optimistischer sind - mit Ausnahme der Apotheker - die anderen befragten Gesundheitsberufe wie etwa Heilpraktiker, Hebammen oder Logopäden.
Die Studienautoren sehen insbesondere in den pessimistischen Erwartungen der Ärzteschaft ein Alarmsignal. Nach ihrer Einschätzung scheinen die klassischen, kleinteiligen Herangehensweisen der Gesundheitspolitik an ihre Grenzen zu stoßen. Sie halten deshalb eine grundlegende Diskussion über Reformen für angebracht. (di)