Unterstützung bei Demenz

Neues Alzheimer-Selbsthilfeprojekt in NRW

Der Landesverband Alzheimer NRW und die BARMER haben das Selbsthilfeprojekt „JaDe“ gestartet: Dabei soll verstärkt auf die Anforderungen jung Erkrankter und ihrer Angehörigen eingegangen werden.

Veröffentlicht:

Düsseldorf. Rund 1,8 Millionen Menschen sind in Deutschland von Demenz betroffen. Laut der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft sind davon etwa 100.000 Menschen unter 65 und zählen somit zu den sogenannten jung Erkrankten. Für sie gibt es bislang wenig Unterstützungsangebote. Der Landesverband Alzheimer NRW und die gesetzliche Krankenkasse Barmer wollen das ändern und haben ein neues Selbsthilfeprojekt gestartet: „JaDe“ soll auf die Bedürfnisse jung Erkrankter und die Anforderungen ihrer Angehörigen eingehen. Das soll helfen, die Versorgungslücke zu schließen.

Die Betroffenen haben eine völlig andere Bedarfslage als hochbetagte Erkrankte, erläuterte Nancy Kolling, Projektleiterin beim Landesverband Alzheimer NRW, bei der Vorstellung des zunächst auf zwei Jahre ausgelegten Projektes. Menschen, die mit unter 65 eine Demenz-Diagnose erhalten, sind oft noch mitten im Arbeitsleben und haben nicht selten selbst pflegebedürftige Eltern. Viele haben zudem oft Kinder, die noch auf Unterstützung angewiesen sind. „Wenn die Diagnose im Raum steht, stellen sich viele Fragen“, sagte sie. „Die Betroffenen stehen da und wissen nicht, wie es weitergeht.“

Ziel ist die landesweite Vernetzung

Ziel von JaDe ist eine landesweite Vernetzung der Betroffenen über Selbsthilfegruppen für Erkrankte und Angehörige, erläuterte Projektleiterin Kolling. So bietet JaDe monatliche Online-Gruppentreffen sowie Fachvorträge zu Themen wie Medikation und Therapie, Ernährung oder gesellschaftlicher Teilhabe. Betroffene Paare und Familien sollen von gemeinsamen Aktivitäten profitieren. „Langfristig gesehen wollen wir Versorgungsstrukturen stärken und verbessern und auf die Problemlage der Betroffenen und ihrer Familien aufmerksam machen“, erklärte Kolling. Letztlich solle erreicht werden, dass Erkrankte und Angehörige weniger Zukunftsängste und damit eine bessere Lebensqualität haben.

Um solche Hilfen und Angebote zur Verfügung zu stellen, sei die Unterstützung durch einen Fördergeber mit hoher Expertise im Gesundheits- und Versicherungssystem notwendig, erläuterte Dr. Peter Pick, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands Alzheimer NRW, mit Blick auf die Kooperation mit der Barmer. Die Förderung von Selbsthilfeprojekten sei von elementarer Bedeutung, wenn es um eine Verbesserung der Versorgungssituation der Versicherten gehe, betonte João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW.

Diagnostik ist bei jungen Menschen häufig langwierig

Auch bei der ärztlichen Betreuung von jung an Demenz Erkrankten besteht noch Verbesserungspotenzial. „Schon die Diagnostik ist bei jungen Menschen oft sehr schwierig und langwierig“, berichtete Projektleiterin Kolling. „Es kommt oft zu Fehldiagnosen, zu Burnout und zu Depressionen.“ Verbandschef Pick sieht schon viele gute Beispiele, wie Arztpraxen mit dem Thema umgehen und sich auf die Bedürfnisse der Betroffenen einstellen, jedoch müsse die Ärzteschaft noch stärker sensibilisiert werden. Ein Problem sei, dass viele Ärzte bei jüngeren Patienten deutlich seltener mit einer Demenz-Diagnose rechnen als bei älteren.

Sie als Betroffene stelle fest, dass das Wissen der Ärzte über Demenz bei Jüngeren nicht so ausgeprägt ist, wie es sein sollte, monierte Klotz. „Ich würde mir wünschen, dass die Ärzteschaft, die Kassenärztlichen Vereinigungen noch mehr mit uns Betroffenen sprechen.“ Sie vermisse außerdem Engagement, Ärzte seien beispielsweise auf einschlägigen Veranstaltungen viel zu selten vertreten. „Sie sind aber für uns aber der erste und wichtigste Kontakt“, sagte sie. Die Ärzteschaft könne besser darin werden, Patienten aufzufangen und in die Lage zu versetzen, mit der Diagnose umzugehen.“ (bel)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Vorbereitung aufs Medizinstudium

Uni Düsseldorf bietet Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr an

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

© zoranm | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Metaanalyse

Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

© Studio4 | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Sommer, Sonne, Nebenwirkung?

Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Real-World-Datena bestätigten Ravulizumab in der klinischen Praxis

© [M] LASZLO / stock.adobe.com

Komplementinhibition bei generalisierter Myasthenia gravis

Real-World-Datena bestätigten Ravulizumab in der klinischen Praxis

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: Alexion Pharma Germany GmbH, München
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Abb. 1: Freisetzung von Neurofilamenten aus geschädigtem Axon

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

Serum-Neurofilament-Leichtketten: Nutzen für die Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung