BVKJ Schleswig-Holstein

Was für ein gesundes Aufwachsen nötig ist

Berufs- und gesellschaftspolitische Entwicklungen treiben Dr. Ralf van Heek um. Die Zahl der Pädiater-Sitze müsse erhöht, die Unterstützung bildungsschwacher Familien konsequent gestärkt werden.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Prächtig entwickelt inmitten von Computer und Spielekonsole? Auch das ist möglich.

Prächtig entwickelt inmitten von Computer und Spielekonsole? Auch das ist möglich.

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KIEL. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Schleswig-Holstein sieht die Bedarfsplanung nicht länger als verlässliche Planungsgrundlage.

Verbandschef Dr. Ralf van Heek rechnet damit, dass mit den neuen vom Gemeinsamen Bundesausschuss formulierten Kriterien die Zahl der Sitze im Norden erhöht wird.

„Sinn macht das aber nur, wenn auch die Gesamtvergütung entsprechend angehoben wird, sodass nicht die jetzt niedergelassenen Kollegen die neuen finanzieren müssen“, sagte van Heek auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“. Die Vergütung der Pädiater hat nach seiner Ansicht mit der allgemeinen Kostenentwicklung nicht Schritt gehalten.

Unter den derzeitigen Bedingungen hält er die flächendeckende Versorgung aller Menschen unter 18 Jahren durch Pädiater für „ambitioniert“, insbesondere auf dem Land.

Er verweist in diesem Zusammenhang auf öffentliche Berichte, wonach Kinderarztpraxen in einigen Regionen keine neuen Patienten mehr annehmen konnten: „Ich höre von Kollegen, die erschöpft sind oder frustriert, weil sie aufgrund der Budgetierung ihre viele Arbeit nicht vergütet bekommen.“

Elterliche Erziehungskompetenz

Neben einer Erhöhung der Vertragsarztsitze mit paralleler Anhebung der Honorierung sind nach Ansicht des Verbandschefs auch gesellschaftliche Veränderungen erforderlich, um Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Wichtige Stichpunkte sind in diesem Zusammenhang für ihn elterliche Erziehungskompetenz und Unterstützung von Kindern aus bildungsschwachen Familien.

„Wir brauchen eine wesentlich frühere und umfassendere Zugänglichkeit der öffentlichen Kindererziehung. Wenn wir die soziale Spaltung mindern wollen, dürfen wir nicht einen wesentlichen Teil des Lernens an die Eltern delegieren“, meint van Heek.

Er plädiert für gesundes Essen in öffentlichen Einrichtungen, mehr Angebote zu Lesen, Musik und Spielen sowie für Unterstützung beim selbstständigen Arbeiten: „Das Angebot sollte so sein, dass alle Kinder da gerne hingehen und von ihren Eltern gerne dagelassen werden.“

Als „Riesenexperiment“ empfindet van Heek, dass viele Kinder ohne Zeitbegrenzung an elektronischen Geräten spielen. Auf der einen Seite beunruhigen ihn wissenschaftliche Daten über die Folgen des Nutzungsverhaltens.

Auf der anderen Seite sehen Pädiater auch viele Kinder, „die sich inmitten ihres technischen Arsenals mit Smartphone und Spielekonsole schulisch, sozial, seelisch und körperlich prächtig entwickeln.“ Nach seinen Angaben thematisieren Pädiater elektronische Medien bei jeder Vorsorge nach dem Säuglingsalter.

Fest steht für ihn: „Kinder unter drei Jahren sollten keine Bildschirmnutzung haben, Mahlzeiten dürfen nicht durch Bildschirme gestört werden.“ Auch bei diesem Thema erwartet er, dass kulturelle und sportliche Angebote mit Zugang für alle helfen könnten.

Schulterschluss nötig

Van Heek ist in Altenholz bei Kiel niedergelassen. Er wurde vor rund einem halben Jahr ins Amt gewählt. Um die bestmögliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen anzustreben, hält er einen Schulterschluss von Pädiatern in Praxis, Klinik und Öffentlichem Gesundheitsdienst für nötig.

Als „gefährlich“ für die Pädiatrie in allen Sektoren bezeichnete er die Nachwuchsprobleme und die Unterfinanzierung der Krankenhäuser.

Van Heek: „Wir brauchen die Kooperation aller Beteiligten. Daran möchte ich mitwirken.“ Als Beispiele für Bereiche, in denen er sich engagieren wird, nennt er etwa die ärztliche Weiterbildung und die Gesundheitspolitik.

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