Ärztinnen durchleben Stress anders als ihre Kollegen

Ärztinnen haben mehr und anderen Stress als ihre Kollegen, verdienen weniger und arbeiten mehr zu Hause.

Von Simone Reisdorf Veröffentlicht:
Ärztinnen durchleben Stress anders als ihre Kollegen

© Foto: Comstock

DÜSSELDORF. Frauen im Allgemeinen und Ärztinnen im Besonderen brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen, um nicht auszubrennen.

Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Chirurginnen (93 Prozent) würden, vor die Wahl gestellt, wieder Chirurgin werden. Das ergab eine Umfrage im Jahr 2008. 36 Prozent würden dies aber nur tun, wenn sich die Arbeitsbedingungen grundlegend verbessern. Denn Ärzte in Klinik und Praxis, so das Ergebnis einer anderen Umfrage, beklagen unisono Stress und Bürokratie.

Worin der Stress aber besteht, das empfinden Ärzte und Ärztinnen offenbar ganz unterschiedlich: So fühlen sich Medizinerinnen durch schlechte Laune, Anspannung, psychischen Stress und die Unfähigkeit, damit umzugehen, am stärksten belastet. Ihre männlichen Kollegen hingegen leiden am ehesten unter erlebter Trauer, Schuldgefühlen oder hohem Arbeitsaufkommen. Beide Arten von Belastung sind im Arztberuf reichlich zu finden. Das führt sogar so weit, dass Ärzte 1,1- bis 3,4-mal und Ärztinnen 2,5- bis 5,6-mal so häufig wie Personen aus der Allgemeinbevölkerung Suizide begehen.

"Auch das mit Arbeit erzielte Einkommen spielt eine große Rolle", so Dr. Astrid Bühren aus Berlin: "Ist es hoch, wird der anstrengende Job auch als lohnend erlebt und der Stress besser ertragen." Hier haben Ärztinnen aber besonders oft schlechte Karten: Denn unter den Spitzenverdienern sind sie kaum noch (ab 150 000 Euro) oder gar nicht (Kliniker ab 250 000 Euro) zu finden.

Haupthindernis für deutsche Ärztinnen, die Karriereleiter zu erklimmen, sind offenbar unzureichende Betreuungsstrukturen: "Die Hauptlast der Kindererziehung liegt noch immer bei der Frau - da machen Ärztinnen keine Ausnahme", so Bühren. Deshalb wünschen sich mehr als 90 Prozent der Ärztinnen klinikeigene Kindertagesstätten und mehr als 80 Prozent klinikeigene Horte.

Besonders leicht müsste eigentlich das letzte von Bühren vorgestellte Problem zu beheben sein: Berufstätige Frauen arbeiten etwa 15 Stunden länger pro Woche im Haushalt als ihre Ehemänner.

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