Auslandseinsätze
Mehr Bundeswehr-Soldaten im Einsatz psychisch erkrankt
Die Auslandseinsätze der Bundeswehr lösen bei einer steigenden Zahl von Soldaten psychische Störungen aus – teils erst Jahre später. Die Wehrbeauftragte mahnt mehr tagesklinische Behandlungsangebote an.
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Die Bundeswehr registriert mehr Behandlungskontakte ihrer Psychiater und Psychotherapeuten mit traumatisierten Soldaten.
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Berlin. Die Zahl der im Einsatz psychisch erkrankten Soldaten ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen.
Insgesamt wurden im Vorjahr 1191 Soldaten wegen einer psychischen Störung in einer psychiatrischen Abteilung oder psychiatrischen fachärztlichen Untersuchungsstelle behandelt. Im Jahr 2020 waren es noch 1116 Soldaten, im Jahr 2018 gab es 867 solcher Behandlungsfälle.
Das geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine schriftliche Anfrage der AfD hervor. 845 dieser psychisch erkrankten Soldaten waren zuvor in Afghanistan im Einsatz gewesen (ISAF), weitere 131 Betroffene standen im Zusammenhang mit dem Bundeswehr-Einsatz im Kosovo (KFOR).
Im Bericht der Wehrbeauftragten für das Jahr 2020 heißt es dazu, 301 Soldaten seien im Berichtsjahr neu psychisch erkrankt. Von diesen waren 172 Soldaten ehemals in Afghanistan eingesetzt, 37 im Kosovo. „Dies zeigt, dass Traumatisierte teilweise mit erheblicher Verzögerung in die Behandlung kommen“, heißt es dazu im Wehrbericht. Psychische Erkrankungen von Soldaten ohne Bezug zu einem Einsatz erfasst die Bundeswehr nicht.
Mehr Behandlungskontakte mit Ärzten
Ebenfalls deutlich zugelegt hat die Zahl der Behandlungskontakte bundeswehreigener Psychiater oder Psychotherapeuten mit Soldaten, die im Zusammenhang mit einem Bundeswehreinsatz stehen. 2220 dieser Behandlungsanlässe wurden für das Jahr 2018 verzeichnet, im Vorjahr waren es dagegen bereits 3215.
Zwar stellt die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Eva Högl, in ihrem Bericht fest, dass sich die Behandlung von im Einsatz traumatisierten Soldaten „kontinuierlich verbessert“ habe. An anderen Stellen hakt es aber noch, so etwa bei der Einrichtung tagesklinischer Betten als Ergänzung zu den bestehenden stationären Behandlungskapazitäten in den Bundeswehrkrankenhäusern.
„Sowohl in Koblenz als auch in Ulm und Hamburg wird es diese wohl erst im Zuge geplanter Neubauten geben“, berichtet Högl und nennt dies „bedauerlich“. Denn die tagesklinische Behandlung erlaube die soziale Anbindung der Patienten an ihr Zuhause, „was für manche eine psychiatrische Behandlung überhaupt erst möglich erscheinen lässt“. (fst)