Flüchtlingskinder

Pädiater fordern bessere Versorgung

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sieht Handlungsbedarf und richtet Appell an die Bundesregierung.

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WEIMAR. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte /BVKJ) hat die Bundesregierung aufgefordert, der Zweiklassenmedizin bei der Behandlung minderjähriger Flüchtlingen in Deutschland endlich einen Riegel vorzuschieben.

So haben Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern nach Deutschland flüchten, lediglich einen eingeschränkten Leistungsanspruch auf medizinische Versorgung. Dieser beinhaltet im Wesentlichen die Behandlung akuter Erkrankungen und präventive Leistungen. Erst nach der Gewährung von Asyl oder nach einem mindesten 15-monatigen Aufenthalt in Deutschland hätten Asylbewerber einen Anspruch auf eine Vollversicherung über eine gesetzliche Krankenkasse.

Die bundesweit 70 000 Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlinge (UMF) dagegen, die in die Obhut des Jugendamtes genommen werden, könnten sofort die gesamte Palette an Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch nehmen.

Große Ungleichheiten herrschten auch bei der Handhabung und Ausstellung der Gesundheitskarte. Während in den Stadtstaaten und Schleswig-Holstein die Gesundheitskarte bereits eingeführt sei, würde andere Bundesländer die Ausgabe dieser Karte, mit der Flüchtlinge direkt einen Kassenarzt aufsuchen können, "bis zum Sankt Nimmerleinstag" zurückstellen, kritisierte BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach in Weimar.

In anderen Ländern wiederum - wie etwa in Nordrhein-Westfalen - sei die Karte zwar mittlerweile vorhanden, aber bisher lediglich in neun Städten implementiert. Laut Fischbach fürchten die NRW-Kommunen die Kosten, die auf sie zurollen könnten.

Dieser förderale Flickenteppich muss nach Ansicht des BVKJ jedoch so schnell wie möglich beseitigt werden. Es sei nicht weiter hinnehmbar, dass Flüchtlingskinder nur deshalb medizinisch schlechter versorgt werden, weil sie mit ihrer Familie gekommen oder "im falschen Bundesland oder in der falschen Gemeinde" gelandet sind.

Dies treffe insbesondere für Kinder mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zu. Falls diese Kinder nicht rasch und kompetent behandelt würden, könnten sie auch nur schwer sozial integriert werden. (ras)

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