Experten warnen

Wirkung von Pfefferspray nicht unterschätzen!

Nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht werden offenbar deutlich mehr Pfeffersprays verkauft als zuvor. Ärzte warnen vor möglichen schweren Schleimhautreizungen.

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Nach den Vorfällen in der Silversternacht ist der Absatz von Pfeffersprays in Deutschland gestiegen.

Nach den Vorfällen in der Silversternacht ist der Absatz von Pfeffersprays in Deutschland gestiegen.

© Boris Roessler / dpa

FREIBURG. Nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln, Hamburg und Stuttgart gibt es erste Meldungen von Händlern in Südbaden, dass die Nachfrage an sogenannten Pfeffersprays extrem gestiegen sei, teilt das Uniklinikum Freiburg mit.

Die Sprays, auch als CS-Gas, Tränen- oder Reizgas bezeichnet, unterlägen eigentlich dem Waffengesetz, seien häufig aber anders deklariert und frei verkäuflich.

Zugelassen seien Pfeffersprays in Deutschland aufgrund der sehr starken Wirkung nur gegen Tiere. Sie sollten nur im Notfall - keinesfalls zweckentfremdet und leichtfertig - verwendet werden, denn das Gas könne schwere Schleimhautreizungen auslösen, heißt es in der Mitteilung.

Schäden in Augen und Atemwegen möglich

"Pfefferspray kann zu Kontaktirritationen in den Augen oder Atemwegen führen", wird PD Dr. Hans-Jörg Busch zitiert, der Ärztliche Leiter Medizin des Universitäts-Notfallzentrums am Uniklinikum. Im schlimmsten Fall könne das Spray sogar Asthmaanfälle auslösen.

Um die Reizstoffe zu neutralisieren und die teils starken Schmerzen zu lindern, sei es wichtig, sofort mit der Reinigung der betroffenen Stellen zu beginnen. "Auch auf der Haut kann es zu Reizungen kommen", so Busch.

"Im Universitäts-Notfallzentrum versuchen wir durch fließendes, lauwarmes Wasser die betroffenen Stellen inklusive der Augen zu reinigen. Wenn die Atemwege betroffen sind, werden die Patienten mit Inhalationen von Sauerstoff und Substanzen versorgt, die die Bronchien erweitern."

"Wer Pfefferspray in die Augen bekommen hat, muss sie unverzüglich mit viel klarem Wasser auswaschen", so Professor Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Uniklinikum.

"Die im Spray enthaltenen Substanzen greifen die Augenhornhaut und -bindehaut an und können zu Entzündungen führen, die Wochen anhalten."

Nicht reiben!

"Bei schwereren Verätzungen kommen auch Kortisoninjektionen unter die Bindehaut sowie Amnion-Schalen aus menschlicher Eihaut zum Einsatz, um eine rasche Oberflächenregeneration zu erreichen. Insbesondere die Tränenproduktion kann durch eine Reizung mit Pfefferspray beeinflusst werden. Dies kann für die betroffenen Patienten langfristig sehr problematisch sein", so Reinhard.

Beide Experten raten Betroffenen, keinesfalls die mit Reizgas in Kontakt gekommenen Stellen beispielsweise durch Reiben weiter zu reizen.

Da es durch Pfefferspray zu nicht unerheblichen Verletzungen wie Atemnot kommen kann, sollten sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. (eb)

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