„Wichtiges Signal“
AOK: Schluss mit Werbung für ungesunde Kinderlebensmittel
Lidl will „grundsätzlich“ keine ungesunden Lebensmittel mehr an Kinder bewerben. Der AOK-Bundesverband spricht von einem wichtigen Signal. Auch Pädiater reagieren auf den Schritt.
Veröffentlicht:Berlin. Die Ankündigung des Discounters Lidl, sein Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel zu beenden, ist beim AOK-Bundesverband auf ein positives Echo gestoßen.
„Das ist ein wichtiges Signal und ein Schritt, dem andere folgen sollten“, sagte Verbandschefin Dr. Carola Reimann am Mittwoch. Werbung beeinflusse nachweislich das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und sei deshalb einzuschränken.
Appel an Ernährungsminister
Kinderärzte wollen Werbung für Zuckerbomben eindämmen
Laut AOK sind aktuell bereits etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und sechs Prozent sogar von Adipositas betroffen. Ihnen drohten im späteren Leben Krankheiten wie Typ2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Jeder siebte Todesfall in Deutschland sei laut Daten der OECD auf ungesunde Ernährung zurückzuführen, hieß es.
Lidl hatte Anfang der Woche angekündigt, ab dem Geschäftsjahr 2023 „grundsätzlich – mit Ausnahme von Aktionsartikeln zu Weihnachten, Ostern und Halloween“ – keine ungesunden Lebensmittel mehr an Kinder bewerben zu wollen. Man setze damit eine entsprechende Empfehlung der WHO um.
Fischbach: Guter Schritt, aber warum Ausnahmen?
Pädiater reagierten verhalten auf die Ankündigung. „Der Schritt ist vom Prinzip her gut, aber warum soll es diese Ausnahmen geben?“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, der Ärzte Zeitung am Mittwoch. Es sei allgemein bekannt, „wann Weihnachten und Ostern bei uns anfangen, das geht ja fast nahtlos ineinander über“, gab Fischbach zu bedenken. „Mir kommt das Ganze daher schon ein bisschen wie Augenwischerei vor.“
Fischbach appellierte an die Ampelregierung und Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne), das Marketing für ungesunde Kinderlebensmittel im Zuge der angekündigten Ernährungsstrategie deutlich einzuschränken. „Da müssen wir dringend hinkommen“, so Fischbach. Auch er verwies auf eine steigende Zahl stark übergewichtiger und in der Folge kranker Kinder und Jugendlicher in Deutschland. (hom)